ted leo

"It's times like these, when a neck looks for a nife,
a wrist for a razor and a heart is longing for bullets..."


Manchmal entdeckt man etwas für sich. Und will es gar nicht teilen. Oder wenn, dann eben nur mit den Menschen die man mag. Oder auch nicht. Ted Leo hat da jedoch nichts von. Den hab ich neben seiner Band "The Pharmacists" Mitte letzten Jahres für mich entdeckt. Irgendwie bewusst, und doch zufällig. In jener Lebensphase, in der man beschliesst, noch mal etwas zu bewegen, bevor alles zu spät ist. Mein Entschluss war, dass ich irgendwann mal nach New York auswandern will. Irgendwie. Und als Soundtrack zu diesem Entschluss lief in jener Zeit eine schöne Musikcompilation namens "Yes, New York!", auf der mitunter recht interressante Sachen aus dem New Yorker Alternative-Underground kompiliert waren. "Le Tigre" zum Beispiel. Oder "Radio 4". Oder "The Yeah Yeah Yeahs". Und eben auch "Ted Leo & The Pharmacists". Mit einem Songmonster namens "The Ballad Of The Sin Eater", in dem es irgendwie auch ums Auswandern geht.

Es war weniger die Thematik des Songs, als vielmehr der Song selber, der mich dazu bewog, meinem P2P-affinen Freundeskreis so lange auf den Sack zu gehen, bis mir endlich jemand die bis dahin erhältlichen Ted Leo-Alben besorgte. Und als ich dann endlich "The Tyranny of Distance" und vor allem "Hearts of Oak" in den Händen hielt, war ich absoluter Fan. Ted Leo-Fan (und bin damit meinem Freundeskreis undendlich auch den Sack gegangen). Fan von etwas, das in Deutschland, ja sogar in Europa keiner kennt, weil's hier eben einfach nicht veröffentlicht wurde. Und dennoch hätte Ted Leo das durchaus verdient, denn seine Musik klingt in meinen Ohren einfach fantastisch.

"...i know some things i'd rather not,
like, the time ahead is all the time you've got."


Vergleiche sind in Ted Leos Fall sehr schwer. Ein älterer Freund sagte mal, daß ihn die Stimme ein wenig an Paul "Paul McCartney" McCartney erinnert. Würde Paul "Paul McCartney" McCartney für eine Punkband singen, dann käm das wohl auch hin. Ted Leo klingt mühelos und unbeschwert. Er ist ein Virtuose auf der Gitarre - das muss sogar ich als alter Elektroniker zugestehen - und schafft es dennoch, die ganze Zeit über eher rotzig und krachig zu klingen, und die Spieltechnik hinter Krach und Quitsch zu verstecken. Dann und wann bricht er mal aus, zum Beispiel, wenn seine irischen Wurzeln durchschimmern. Dann preschen plötzlich Gitarrensoli auf den Hörer ein, die eine entfernte Vorstellung davon vermitteln, wie es klingen würde, wenn die Sex "God Shave the Queen" Pistols die Begleitband von Michael "Diddelidaddeli" Flatleys Lord of The Dance gewesen wären. Zumindest bevor Jonny "My Way" Rotten Michael "Diddelidaddeli" Flatley die Fresse poliert hätte...

Verbale Annäherungsversuche an Leos Musik mögen das Gefühl vermitteln, hier handelte es sich um rotzige Punkmusik aus New York. Ist aber nicht so. Und in diesem Text erst recht nicht. Punk, oder vielmehr das oft schnelle und harsche Spiel mit den Elementen dieses Genres, ist nur ein Deckmantel für ein wunderbar emotionales Songwriting, das Leo so besonders macht. Hin und wieder schafft es der Mann, ein Gefühl von allesverschlingender Melancholie aus seinen mit Metaphern vollgestopften Liedern rauszupusten. Das macht ihn so besonders. Für mich jetzt, hier sitzend, im Kaff der guten Hoffnung.

Jetzt, hier sitzend, im Kaff der guten Hoffnung, im Sommer, da schliesse ich gerne die Augen, wenn ich Ted Leo höre. Und habe dann dank seiner Musik eine lebhafte Vorstellung davon, wie es sich anfühlen muß, jetzt gerade in New York zu sein. Und nicht hier, im Kaff der guten Hoffnung, im Sommer.

Warum ich hier so einen Aufstand mache? Ted Leo veröffentlicht im Oktober ein neues Album namens "Shake The Sheets". Auch das wird wahrscheinlich wieder nicht in Deutschland veröffentlicht. Was mir dann aber auch egal ist, denn es gibt ja Amazon. Und ich freu mich drauf. Auf's Augen schliessen und in New York fühlen.

"...you sing songs to everyone
about love and law and guns."


Wer mehr wissen will: Dem Ted seine Homepage. Die Soundbeispiele dort sind nicht gerade empfehlenswert, weil Demos. Aber, und in diesem Falle sogar ein großes ABER: Hierhierhier gibt's das wundervolle Video zur wundervollen letzten Single aus dem "Hearts Of Oak"-Album: "Where have all the rude boys gone" - und wer die freakshow öfters liest, weiß, daß das immer mal wieder bei mir in den Playlisten auftaucht. Warum? Weil Ted Leo in diesem Song ab Minute 2:38 den Kanon (ja, genau, dieses mehrstimmige Gesinge aus der Grundschule) neu erfunden hat. In der Albumversion übrigens knapp 2 Minuten länger...
waldar kommentierte am 5. Aug, 12:42:
puuuuuh
bis dato für mich eher unbekannt, ab jetzt muss ich da auch mal ein auge raufhalten. wegen des guten songs. aber vor allem der guten storys wegen. da schreibt & schreibt man und sie schreiben das in 1er minute nieder. bin ich doch im falschen jopp?

aber hier: das klingt ja genau wie bei "paul muss sterben", im intro von dem song. wer hat denn da bei wem geklaut? 
shhhh entgegnete am 5. Aug, 13:01:
Machense ma locker,
Herr Waldar, immer könnt ich das auch nich. Das klappt nur bei Sachen, die ich richtig mag. Und auch nich in einer Minute. Sie sind da eher der Profi, weil kurz und knackig und gut. Ich sach nur Presseinfo.

Das mit "Paul muss sterben" ist mir damals auch aufgefallen. Jetzt ist das aber so, daß der Song schon ein paar Monate vor Tante Angelika das Licht der Welt erblickt hat. Und ich vermute eher, daß sich sowohl Herr Drakogiannakis als auch Herr Leo irgendwo in den Tiefen der Rockgitarrenriffgeschichte bedient haben. 
waldar entgegnete am 5. Aug, 13:05:
hehe
ja, hat eben auf den ersten anhörer so geklungen. und so dreist wären die angelikas ja wohl auch nicht... 
waldar kommentierte am 5. Aug, 12:58:
vielleicht
helfen die seiten mit okayn mp3s aus...
sind zumindest andere als uaf der band-homepage... 
 

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