Immer Werktags gegen 17 Uhr wünsche ich mir ich wäre taub. Richtig taub. So taub, daß ich die laut quäkende Vermieterin dieser Büroenklave nicht mehr hören müsste. Wobei ich bezweifle, daß das möglich ist. Denn die werte Vermieterin beherbergt in ihrem Hals ein paar Stimmbänder, mit deren Frequenzspektrum man sogar Fledermäuse zum Absturz bringen könnte.

Immer Werktags um 17 Uhr beschliesst diese gutsituierte Dame, (Vermieterin, Galeristin und Hausdrachen von Beruf), ihre Freizeit mit ihrem herzallerliebsten Hundilein im direkt vor meinem vergitterten Bürofenster befindlichen Bürohof zu verbringen. Dort wirft sie dann einen Ball in den offenen, langgestreckten und mit Aluminiumplatten gespickten Flur des Nebenbüros. Der Hund rennt los, wie ein von einer Tarantel gebissener Lemur, poltert völlig unbeholfen über den Aluminiumbeschlag, donnert gegen die Tür des Nebenbüros, und ergattert vermutlich den Ball - das unbeholfene, polternde Ballfangprozedere entzieht sich glücklicherweise meinem Blickfeld.

Und Madame Quaaaak gibt jeden Werktag um 17 Uhr die selbe, markerschütternde, akneaustrocknende, erektile Dysfunktion fördernde Lautfolge von sich: "Hassu feinemacht, Halllekiiiin!" (Hundilein heißt Harlekin, das sei am Rande erwähnt!). Mehrmals hintereinander. Das ist der Moment, wo sich nicht nur mein Darm zusammenzieht.

Immer Werktags gegen 17 Uhr wünsche ich mir, ich sei taub. Und im Besitz einer doppelläufigen Schrotflinte.

Gerade eben erst registriert, daß ich gerade eben eines der wundervollsten Geschenke geschenkt bekommen habe, die man gerade eben so verschenken kann. Und auch wenn der Moment des Verschenkens mir wie gerade eben vorkam, waren sowohl Moment als auch Geschenk weitaus mehr und alles andere als verschenkt.

add n to x, loud like nature, mute records, nix fuer schwache nerven.

Es scheint die Woche der Altausgrabungen im Hause Freakshow zu sein. Gestern Nacht zufällig irgendwo in einem Stapel alter Spaghettireste entdeckt: Add n To x - Loud like Nature. Das letzte Album der Elektroquäler fesselte mich schon bei seiner Veröffentlichung mit dieser absoluten Stilverblendung aus zu Parkhausgröße mutiertem Garagenrock, HipHop-Spuren, Drum'n'Bass-Sprenklern und verdrogtem Shoegazer-Sound - alles mit alten, zappeligen Synthies gemacht. Von allem etwas, aber immer klar erkennbar nichts davon. Das hier ist die eine Platte, mit der man letztlich jeden Nichtelektroniker binnen weniger Sekunden in die Flucht schlagen kann. Und deshalb mag ich Add n to X.

 

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