Die Finger und Handgelenke schmerzen immer noch. Weil ich weder Finger- noch Handgelenke von Tony Hawks Pro Skater 4 lassen kann. Früher, als junger Jungspund, hab' ich mir bei Nollies und Ollies und Flipkicks wenigstens noch brav die Knie aufgeschürft. Und jetzt, knapp 15 Jahre später, fühlt es sich an wie Gicht, wenn man versucht, zum 100. Mal den 120.000 Points Sick Score durch möglichst geschickte Kombination diverser Tricks (demnach also durch wildes rumhämmern auf diversen Tasten einer eh schon überstrapazierten Tastatur) zu erreichen. Autsch.

Vielleicht sollte ich doch lieber mit Lego spielen, wenn der Drang nach Kindheit überhand nimmt...

Nein, es hat absolut nichts mit dem Feiertagswahnsinn zu tun, daß ich mich seit heute morgen wie Marlon Brando in seinen schwersten Jahren fühle. Vielmehr scheint es an den Vorsätzen zu liegen, die man sich "vorsetzt", aber vorsätzlich nicht einhält. Oder einhalten kann.

Ich käme nie auf die Idee mir aus der doch recht beschränkten Auswahl an Neujahrsvorsätzen abgeschmackte "Ich werde langsam alt"-Klassiker wie "weniger Zigaretten" oder "gemäßigter Alkoholkonsum" zu zitieren. Geschweigedenn zu verwirklichen. Dennoch: Ich rauche weniger, und ich habe in den letzten Wochen wesentlich weniger Alkohol konsumiert. Oftmals sogar eher mit stolzgeschwellter Brust ein erfrischendes Mineralwasser bestellt, statt zum heißgeliebten Glasbiergetränk zu greifen. Und der Rotwein liegt in der Küche und staubt vor sich hin.

Aber der Vorsatz mit dem Essen: Das klappt irgendwie nicht. Kontrolliertes Essen. Weg vom reinen Genußfraß, weg von dieser Pseudo-Epikur-Einstellung: Ich esse, weil's mich glücklich macht. Nein, ich bin weiß Gott nicht dick. Aber ich neige dazu, wahre Freßattacken zu durchleben. Prosciutto und Provolone lassen mich regelrecht aufblühen. Zumindest in letzter Zeit. Ein maßlos gefüllter Kühlschrank als Indiz für wohldurchdachte Freizeitgestaltung.

In der Annahme, daß 2004 alles besser würde, begann ich das erste Wochenende des Jahres mit hausgemachter Lasagne, von der die zu bekochende Person letztlich nur ein Viertel bekam, während ich mich im Verlauf weniger Stunden am Rest labte. Daß man mit dieser Portion auch mal eben die halbe Nachbarschaft hätte sättigen können, ist wohl noch untertrieben. Den Tag darauf verbrachte ich mit einem ausgiebigen Frühstück. Später noch leckerer Mohnkuchen und Abends Essen vom Thailänder. Am gestrigen Morgen dann die Einsicht: Nein, es muß weniger werden. Ich muß auch mal "Nein" sagen können. Doch spätestens mit den "Neujahrsberlinern" zum Frühstück verschwand auch der Vorsatz in meinem Magen. Und wurde gegen Mittag noch vom ersten Döner des neuen Jahres weiter hinuntergrdrückt.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt beschloß ich, dem Essen gänzlich zu entsagen, und wieder mit der gewohnten Rotwein- und Zigaretten-Heilfastenkur zu beginnen. Doch auch dieser Versuch wurde dank einer Einladung zu leckerer Pasta im Keime erstickt. Und vom "Arbeitsfrühstück" heute früh will ich gar nicht erst erzählen. Agendas für die Werbewelt, Schinkenbrötchen für mich!

Es muß ein Ruck durch Herrn Shhhhs allmählich Wohlstandsspeck ansetzenden Körper gehen. Denn seit langer Zeit habe ich wieder das Gefühl, daß ich in engen Longsleeves doch nicht so hyperattraktiv aussehe, wie mir mein verstrahltes Selbstbewusstsein immer einreden will.

2004 - Kaffee und Zigaretten strike back!

 

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