Und wieder der New Economy-Gastro den Rücken gekehrt, um die Betriebskantinen dieser Stadt zu erforschen. Gericht bei Gericht lautete das Tagesziel. Also den weiten Weg von 5 Minuten in Kauf genommen, um die Kantine dieser Bausünde, in der sich derzeit Rotlichtprozesse und Verkehrsdelikte die Zellentürklinke in die Hand geben aufzusuchen.
Schon das Entré wirkt abenteurlich. Personenkontrolle am Eingang, und jeweils nur ein hungriger Werbefuzzi darf den zwischen Eingang und Empfangshalle gelegenen Zwischenraum betreten. Videoüberwachung zum Mittagsessen. Taschen müssen entleert werden, um den Magen zu füllen. Dann noch der obligatorische Gang durch den Metalldetektor, und man ist drin. Im Amtsgericht.
Ein freundlicher Staatsanwalt weist den Weg in den 3 Stock, wo zwischen Wartezonen auf bedrohlich düster wirkenden Fluren das Ziel dieses mittäglichen Abgesangs auf die lokale Schickimicki-Gastronomie liegt.
Die Kantine des Amtsgerichts wartet mit 3 toxisch klingenden Mahlzeiten zur Auswahl, sowie vegetarischen Schmankerln auf. Das Prozedere bleibt gleich: Anstellen, Tablett und Besteck nehmen, auswählen, zahlen. Wer inmitten dieser Schlange hungriger Gerichtsbesteller Kläger oder Angeklagter ist, bleibt unklar.
Mittags sind alle Kantinen gleich.
Man fühlt sich dennoch irgendwie unwohl. Weniger wegen der Menschen, als vielmehr wegen bedrohlicher Hinweisschilder: Rauchen verboten, Heißgetränke hier. Die mahnenden Futura-Lettern glänzen als einzig schmückendes Element. Der Rest ist Tristesse pur. Ausnahme: Die orangenen Tabletts, die es wohl in allen städtischen Kantinen zu geben scheint. "Der Typ, der die damals verkauft hat, hat sich gewiß 'ne goldenen Nase verdient.".
Nicht ganz aufgegessen, aber das Wetter ist eh schon scheiße..
Das Essen, ein als Schaschlikgulasch angepriesenes Schaschlikgulasch besticht durch experimentellen Charakter. Keine brauntoxische Tunke, stattdessen alles eher trocken und fad, und - delikaterweise - Kartoffelpürre als Beilage zu den matschigen Bratkartoffeln. Gewagte Kombinationen. Nouvelle Gerichtsküche für den Spottpreis von 3.75 Euro. "Dafür schlagen die aber bei den Getränken drauf. Guck ma, 1.45 Euro für'n Glas Cola", raunt mein Kollege und Mitstreiter. "Hmmm, stimmt. Und man hat nicht so lang davon, weils irgendwie leicht verdaulich aussieht", entgegene ich. "Naja, aber der Einlass ist spannend. Vielleicht solltest Du morgen mal eine Nagelschere oder ein Taschenmesser mitnehmen. Dann haben die da unten ordentlich Spaß".
Ich grinse nur, nehme meine Jacke und erfreue mich an dem Gedanken, daß auf meinem Platz mit Sicherheit schon viele Jahre Knast gegessen haben.
Schon das Entré wirkt abenteurlich. Personenkontrolle am Eingang, und jeweils nur ein hungriger Werbefuzzi darf den zwischen Eingang und Empfangshalle gelegenen Zwischenraum betreten. Videoüberwachung zum Mittagsessen. Taschen müssen entleert werden, um den Magen zu füllen. Dann noch der obligatorische Gang durch den Metalldetektor, und man ist drin. Im Amtsgericht.
Ein freundlicher Staatsanwalt weist den Weg in den 3 Stock, wo zwischen Wartezonen auf bedrohlich düster wirkenden Fluren das Ziel dieses mittäglichen Abgesangs auf die lokale Schickimicki-Gastronomie liegt.
Die Kantine des Amtsgerichts wartet mit 3 toxisch klingenden Mahlzeiten zur Auswahl, sowie vegetarischen Schmankerln auf. Das Prozedere bleibt gleich: Anstellen, Tablett und Besteck nehmen, auswählen, zahlen. Wer inmitten dieser Schlange hungriger Gerichtsbesteller Kläger oder Angeklagter ist, bleibt unklar.
Mittags sind alle Kantinen gleich.
Man fühlt sich dennoch irgendwie unwohl. Weniger wegen der Menschen, als vielmehr wegen bedrohlicher Hinweisschilder: Rauchen verboten, Heißgetränke hier. Die mahnenden Futura-Lettern glänzen als einzig schmückendes Element. Der Rest ist Tristesse pur. Ausnahme: Die orangenen Tabletts, die es wohl in allen städtischen Kantinen zu geben scheint. "Der Typ, der die damals verkauft hat, hat sich gewiß 'ne goldenen Nase verdient.".
Nicht ganz aufgegessen, aber das Wetter ist eh schon scheiße..
Das Essen, ein als Schaschlikgulasch angepriesenes Schaschlikgulasch besticht durch experimentellen Charakter. Keine brauntoxische Tunke, stattdessen alles eher trocken und fad, und - delikaterweise - Kartoffelpürre als Beilage zu den matschigen Bratkartoffeln. Gewagte Kombinationen. Nouvelle Gerichtsküche für den Spottpreis von 3.75 Euro. "Dafür schlagen die aber bei den Getränken drauf. Guck ma, 1.45 Euro für'n Glas Cola", raunt mein Kollege und Mitstreiter. "Hmmm, stimmt. Und man hat nicht so lang davon, weils irgendwie leicht verdaulich aussieht", entgegene ich. "Naja, aber der Einlass ist spannend. Vielleicht solltest Du morgen mal eine Nagelschere oder ein Taschenmesser mitnehmen. Dann haben die da unten ordentlich Spaß".
Ich grinse nur, nehme meine Jacke und erfreue mich an dem Gedanken, daß auf meinem Platz mit Sicherheit schon viele Jahre Knast gegessen haben.
Herr shhhh
am Mittwoch, 14. Januar 2004, 13:40
miss.understood kommentierte am 14. Jan, 14:29:
warte mal, warte mal.
da war streckenweise rauchverbot oder generell ?
shhhh entgegnete am 14. Jan, 14:34:
Nur in der Kantine.
In den Fluren durfte nervös vor sich hingeraucht werden.
shhhh entgegnete am 14. Jan, 14:35:
Oder
heißt es "auf den Fluren"?
miss.understood entgegnete am 14. Jan, 16:32:
es heisst:
draussen, vor der kantine. oder: nur nicht in der kantine, sonst überall.
shhhh entgegnete am 14. Jan, 16:35:
Mooooooment!
Dann hieße es aber in Bezug auf Deine Frage:Es herrscht Rauchverbot nur nicht in der Kantine, sonst überall.
Und das stimmt ja nicht. Es herrscht Rauchverbot in der Kantine, aber auf den Fluren, vielmehr in den dort ausgewiesenen Wartezonen, darf nach herzenslust geraucht werden.
Die beiden Polizisten, die im Glaskasten am Einlaß die Tascheninhalte kontrollieren, rauchten auch. Ich glaube, bei Gericht sieht man das nicht so eng.
miss.understood entgegnete am 14. Jan, 22:29:
meine widerworte
bezogen sich aber auf "auf den fluren".
shhhh entgegnete am 15. Jan, 09:21:
Na,
trotzdem, "sonst überall" wäre ja falsch. Oder hast Du schon mal jemanden im Gerichtssaal rauchen sehen?
miss.understood entgegnete am 15. Jan, 09:24:
ich wusste beim schreiben schon,
dass du im notfall damit ankommen wirst....du, mein lieber, wirst pingelig, wenn du recht behalten willst. aber bitte, heute ist mein grosszügiger tag, du kannst also gerne das letzte wort haben : )
shhhh entgegnete am 15. Jan, 09:26:
Ja,
danke!Du weißt ja, das ist bei mir zwanghaft.
Ich werd' aber nicht pingelig. Nur älter.
miss.understood entgegnete am 15. Jan, 09:34:
gar kein problem.
für dich doch immer alles und sehr gerne. und männer werden ja auch nicht älter, bloss interessanter, was übersetzt soviel bedeutet wie: schwieriger.
shhhh entgegnete am 15. Jan, 10:12:
Schwieriger?
Ne, schwierig sind wir zwischen 15 und 25, danach werden wir reifer und haben Durchblick, und das empfinden Frauen wahrscheinlich als schwierig.
miss.understood entgegnete am 15. Jan, 10:40:
mich dünkt, der alte spricht im fieber.
wenn sie die 25 überschritten haben, werden männer reifer und haben den durchblick ?? mhm, kennst du irgendwelche lebenden beispiele dafür ?
shhhh entgegnete am 15. Jan, 10:41:
Stimmt,
ich hab mir gerade selbst widersprochen. OK, Altergrenze rauf. Ab 30 werden sie klüger. Vermutlich.
miss.understood entgegnete am 15. Jan, 10:45:
genau diesen
ansatz habe ich mir am wochenende auch überlegt. meine theorie wäre ja, dass männer so zwischen 27/28 und 30/31 nochmal den vollflash kriegen, weil sie feststellen, dass ihr leben längst läuft und sie wohl entgültig aus den kleinen-buben-schuhen rausgewachsen sind und sich an dem punkt aus eingestehen müssen, dass sie jetzt schon etwas sind wohl doch nicht nasapilot oder feuerwehrmann werden. aber ich spekulier da natürlich nur so ins blaue, weil ich wahrscheinlich daran glauben will, dass es eine grenze gibt und hinter der sind die männer dann besser, als sie davor sind.
shhhh entgegnete am 15. Jan, 10:49:
Nee,
Du könntest mit Deiner Vermutung richtig liegen. Der 28er Flash ist mir ein Begriff, wobei ich auch gewisse 29jährige kenne, die gerade... Naja, whatever.Ich selbst? Hab mir gerade Schweißbänder in verschiedenen Farben gekauft, um nochmal richtig kuuuhl zu sein. Dazu die schnieke Vokuhila-Rotz-Frisur und enge Longsleeves, und zack heißt es: Hey, Du hast an Autorität verloren...
miss.understood entgegnete am 15. Jan, 12:04:
vergiss es,
frauen bleiben grundsätzlich geflasht. altersunabhängig.
Ideenjongleur kommentierte am 14. Jan, 16:50:
und wie hast du es geschafft
deine Camera hereinzuschmuggeln in jenen streng bildverbotenen Hallen?
shhhh entgegnete am 14. Jan, 16:53:
Die is
im Handy mit drin. Deshalb auch das Stück Hand auf dem Bild mit den Menschen.
So über die Schulter wegfotografiert.
Agentenfeeling pur.