Im Zugabteil, aus der alten Heimat Großstadt zurück in die Provinz gondelnd, bemerkte ich laute Stimmen. Das ist in Zügen, die für gewöhnlich an jeder Milchkanne halten, nichts besonderes. Und an Wochenenden erst recht nicht. Die lautstarken Stimmen entpuppte sich als lautstarke Unterhaltung zwischen zwei Männern, die wohl eine kulturelle Grenzen sprengende Liason hatten. Er, etwas älter, blondierte Haare, Kölner, und er, blonde Strähnchen, 80er Frisur, Schnauzbart, enge Lederjeans, Siegener. Beide trugen Kpfhörer und lauschten irgendwelcher Diskomusik, unterliessen es jedoch nicht, sich dabei zu unterhalten. Über goldene Tuntenkleidung, die zuckerkranke Rita, und den letzten Besuch im Sonnenstudio, wo der eine knackige Kerl immer rumläuft.
Nichts schlimmes an sich, jedoch eben nur sehr sehr laut - da beide vergaßen, daß das Gehirn die eigene Stimme völlig autark erhebt, wenn man Musik spielende Kopfhörer trägt. Und so wurde der gesamte Waggon in die Unterhaltung mit einbezogen. Was mich wenig störte, weil ich gedankenversunken meine Umgebung nicht wirklich wahr nahm. Was aber anscheinend eine Siegener Studentin, Typ alternative Öko-Tussi, immens zu stören schien. Die regte sich lauthals auf, skandierte irgendwas von "Arschloch", was wiederum die beiden schwulen Kopfhörerjungs eher freute als erzürnte.
Und just in dem Moment, der fast in eine Schlägerei zwischen einer alternativen Öko-Tussi und zwei schwulen Cowboys zu münden drohte, traf mich einer diesen erkenntnisreichen Gedankenblitze mitten ins Großhirn. Einer dieser Gedankenblitze, die man nur im Zug haben kann, und die Hartmut Mehdorn vielleicht irgendwann mal als besondere Serviceleistung der Deutschen Bahn anpreisen kann, um die Preise noch etwas zu erhöhen.
Die Idee, die dieser Blitz auslöste war so einfach und doch so allumfassend befreiend, daß ich mich jetzt noch wundere, warum ich da nicht früher drauf gekommen bin. Sie ging so: Die Öko-Tussi regt sich auf, weil sie die Erwartung hat, daß es in einem Zugabteil, oder besser in "ihrem" Zugabteil, still sein soll. Wenn die Öko-Tussi jedoch bedacht hätte, daß ein Zugabteil ein öffentlicher Raum ist, und die Lautstärke in öffentlichen Räumen nun mal nicht geregelt werden kann (es sei denn man befindet sich in einer Kirche), beziehungsweise dieser öffentliche Raum nun mal nicht ihr gehört, dann hätte sie auch keinen Grund sich aufzuregen. Umgemünzt hiesse das: Wenn ich meine Erwartungen aufs wesentliche beschränke, respektive genauestens darüber nachdenke, welche Erwartungen ich eigentlich haben darf und kann, habe ich unterm Strich auch kaum Gründe, mich aufzuregen, traurig zu sein, oder in eine Krise gestürzt zu werden. Denn die hat man nur, wenn eigene, zu hich gesteckte Erwartungen an etwas nicht erfüllt werden. Wiederum umgemünzt auf Herrn Mehdorn hiesse das: Wenn ich ertwarte, daß ein Zug pünktlich ist, und der verspätet sich dann wegen Lokschaden, rege ich mich mit Sicherheit auf, und bin verärgert. Wenn ich mir jedoch klar mache, daß Züge auch nur Menschen sind, also nicht unfehlbar, und daß man das zu Spät kommen einfach einkalkulieren muß, wenn man mit dem Zug fährt, dann rege ich mich auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf, wenn er tatsächlich zu spät kommt.
Ein Problem ist nur so groß, wie man es sich macht. Man kann es jedoch auch umgehend lösen oder eben einfach das Beste aus der problematischen Situation machen- ohne Angst haben zu müssen, denn auch die resultiert ja aus der Erwartung, daß etwas schlimmes passieren wird. Den Lokschaden und die Stunde Verspätung habe ich locker weggesteckt, mir in der Zwischenzeit als Düsseldorfer zwei leckere Kölsch besorgt und mich an dem opulenten Gewitterszenario vom Samstag erfreut, das sich vom Kölner Messegelände aus hervorragend beobachten liess.
Wenn man so will, müsste ich mich jetzt eigentlich bei der Öko-Tussi bedanken, weil ich dank ihr das Konzept der absoluten Gelassenheit gegenüber lösbaren Problemen verstanden und vielleicht sogar erlernt hab. Da mich die Öko-Tussi aber irgendwie aufgeregt hat mit ihrem Genöhle, hab ich's lieber gelassen, und mich darauf konzentriert, daß mit meinen neuerlichen Ansätzen einfach vieles besser werden muß. No panic und so!
Nichts schlimmes an sich, jedoch eben nur sehr sehr laut - da beide vergaßen, daß das Gehirn die eigene Stimme völlig autark erhebt, wenn man Musik spielende Kopfhörer trägt. Und so wurde der gesamte Waggon in die Unterhaltung mit einbezogen. Was mich wenig störte, weil ich gedankenversunken meine Umgebung nicht wirklich wahr nahm. Was aber anscheinend eine Siegener Studentin, Typ alternative Öko-Tussi, immens zu stören schien. Die regte sich lauthals auf, skandierte irgendwas von "Arschloch", was wiederum die beiden schwulen Kopfhörerjungs eher freute als erzürnte.
Und just in dem Moment, der fast in eine Schlägerei zwischen einer alternativen Öko-Tussi und zwei schwulen Cowboys zu münden drohte, traf mich einer diesen erkenntnisreichen Gedankenblitze mitten ins Großhirn. Einer dieser Gedankenblitze, die man nur im Zug haben kann, und die Hartmut Mehdorn vielleicht irgendwann mal als besondere Serviceleistung der Deutschen Bahn anpreisen kann, um die Preise noch etwas zu erhöhen.
Die Idee, die dieser Blitz auslöste war so einfach und doch so allumfassend befreiend, daß ich mich jetzt noch wundere, warum ich da nicht früher drauf gekommen bin. Sie ging so: Die Öko-Tussi regt sich auf, weil sie die Erwartung hat, daß es in einem Zugabteil, oder besser in "ihrem" Zugabteil, still sein soll. Wenn die Öko-Tussi jedoch bedacht hätte, daß ein Zugabteil ein öffentlicher Raum ist, und die Lautstärke in öffentlichen Räumen nun mal nicht geregelt werden kann (es sei denn man befindet sich in einer Kirche), beziehungsweise dieser öffentliche Raum nun mal nicht ihr gehört, dann hätte sie auch keinen Grund sich aufzuregen. Umgemünzt hiesse das: Wenn ich meine Erwartungen aufs wesentliche beschränke, respektive genauestens darüber nachdenke, welche Erwartungen ich eigentlich haben darf und kann, habe ich unterm Strich auch kaum Gründe, mich aufzuregen, traurig zu sein, oder in eine Krise gestürzt zu werden. Denn die hat man nur, wenn eigene, zu hich gesteckte Erwartungen an etwas nicht erfüllt werden. Wiederum umgemünzt auf Herrn Mehdorn hiesse das: Wenn ich ertwarte, daß ein Zug pünktlich ist, und der verspätet sich dann wegen Lokschaden, rege ich mich mit Sicherheit auf, und bin verärgert. Wenn ich mir jedoch klar mache, daß Züge auch nur Menschen sind, also nicht unfehlbar, und daß man das zu Spät kommen einfach einkalkulieren muß, wenn man mit dem Zug fährt, dann rege ich mich auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf, wenn er tatsächlich zu spät kommt.
Ein Problem ist nur so groß, wie man es sich macht. Man kann es jedoch auch umgehend lösen oder eben einfach das Beste aus der problematischen Situation machen- ohne Angst haben zu müssen, denn auch die resultiert ja aus der Erwartung, daß etwas schlimmes passieren wird. Den Lokschaden und die Stunde Verspätung habe ich locker weggesteckt, mir in der Zwischenzeit als Düsseldorfer zwei leckere Kölsch besorgt und mich an dem opulenten Gewitterszenario vom Samstag erfreut, das sich vom Kölner Messegelände aus hervorragend beobachten liess.
Wenn man so will, müsste ich mich jetzt eigentlich bei der Öko-Tussi bedanken, weil ich dank ihr das Konzept der absoluten Gelassenheit gegenüber lösbaren Problemen verstanden und vielleicht sogar erlernt hab. Da mich die Öko-Tussi aber irgendwie aufgeregt hat mit ihrem Genöhle, hab ich's lieber gelassen, und mich darauf konzentriert, daß mit meinen neuerlichen Ansätzen einfach vieles besser werden muß. No panic und so!
Herr shhhh
am Montag, 14. Juni 2004, 10:03
Eriador kommentierte am 14. Jun, 10:07:
Ich wage zu bahaupten, dass das zwar in vielerlei Hinsicht sehr wahr ist, aber in mancherlei Hinsicht einfach nicht funktioniert. Gefühle und Logik und Vernuft und so.
shhhh entgegnete am 14. Jun, 10:26:
Wenn man das
grundsätzlich so machen würde, wäre es ja auch eher Ignoranz als Gelassenheit. Aber ich geh jetzt mal von meinen Ansprüchen aus, die manchmal zu hoch gesteckt sind. Was oft dazu führt, daß ich enttäuscht und traurig bin, weil die Ansprüche nicht erfüllt wurden. Wenn ich aber im Vorfeld die Ansprüche hinterfragt hätte, dann hätte ich ja gemerkt, daß sie viel zu hoch sind, um erfüllt werden zu können. Denn Ansprüche stellt man ja auch immer aus der eigenen Perspektive, und ganz selten so objektiv, wie es sein sollte. Auch bei Angst sieht's so aus. Wenn ich Angst vor einer Situation hab, liegt das meistens an den Erwartungen. An dem Szenario, daß ich mir um diese Situation aufbaue. Wenn ich die Erwartung jedoch hinterfrage, werd ich auch seltener Angst haben, weil Angst eben auch manchmal einfach nur ein Hirngespinst ist. Klar Gefühle darf man dabei nicht ausser acht lassen, aber deshalb sage ich ja auch: Es funktioniert nicht immer.