Gerade eben war er wieder da. Dieser kurze Moment, den man hat, wenn das Gehirn ähnliche Alarmtöne von sich gibt wie U-Boote in schlechten amerikanischen U-Boot-Filmen. Die Ohren belastende Alarmsirenen, ein stetig blinkendes rotes Warnlicht, gehetztes Geschrei der Besatzung in meinem Kopf, und ein verzweifelt dreinblickender Kapitän, mit öl- und schweißverschmiertem Gesicht.

Mir wäre es lieber gewesen, einfach nur den "Du hast den Flipper zu oft angeschubst, deshalb TILT...TILT...TILT"-Vergleich zu sehen, aber nein, mein Kopf macht ja eh was er will, und deshalb das alte, schmierige U-Boot. Danke, Du Freund der sich Gehirn schimpft! Oder umgekehrt...

Um beim U-Boot zu bleiben: Die letzten 48 Stunden waren zu viel. Zu viel Arbeit, zu viel Gefühl, zu viel Beschäftigung, zu viel Aufgaben, zu viel Verpflichtungen, zu viel Ärger, zu viel Streß. Der Alltag bricht wie Wasserbomben über mich herein, knallt links und recht neben mir, und in meinem Kopf spritztspratzt allmählich Wasser aus allen Rissen. Alten und neuen Rissen. Kapitän Gehirn, gespielt von einem dementen Jürgen Prochnow ohne Aknenarben, droht unter dem Druck zu zerbersten. Herbert Grönemeyer war auch da; aber Prochnow hat ihn via Torpedoluke rausbefördert, weil er genau weiß, daß ich Grönemeyer nicht leiden mag.

Zu allem Überfluß: Es wird nicht besser. Kein Land in Sicht, nix mit Auftauchen und Seeluft geniessen und Hafenbordelle in Madagaskar oder sonstwo auf der Seelenkarte besuchen. "Dein Kompaß ist defekt!", schreit einer von links.

Folglich bleibt mir im Moment nur eine Möglichkeit, der desolaten Lage Herr zu werden: Zurückschiessen, aus allen Rohren. Munition scheint noch da zu sein. Und das ist eine der wenigen Tatsachen, die mich ansatzweise ruhig schlafen läßt.

Simple Feststellung am Ende des Tages:
Auftauchen wär' geil!
 

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