Essen im Kreishaus. Wo der Kreis sich Mittags pünktlich zu Hackbraten mit Spätzle oder Zigeunerschnitzel mit Pommes trifft. Da man an meinem Arbeitsplatz derzeit aufgrund diverser Gastronomie-Insolvenzen stetig auf der Suche nach dankbaren Alternativen ist, bot sich heute gegen Highnoon das Experiment an. Mittagessen im Kreishaus. Dort, ganz oben, mit Panoramablick über diese große Kleinstadt.

Ein Fahrstuhlrelikt aus den tiefsten 60ern führte uns in das intime Kleinod kleindeutschen Kleinstadtbeamtentums (bemühte Alliteration, ich weiß!). Zeitreise. Eine lange Schlange seelenruhiger Menschen in Anoracks und Anzügen stand beharrlich an, um sich aus 4 toxisch wirkenden Hauptgerichten, kunterbunten Desserts und schlaff wirkenden Salaten eine für den Rest des Tages belastende Kombination auszusuchen. Und wir, die Pseudokreativen, mittendrin. Wir sind Stars, wir wollen hier rein. Wortfetzen. "Hackbraten!". Selbst das "Bitte" scheint zu viel in Anbetracht der Schlange, die sich hinter uns stellte. Also flugs das gallig-orangefarbene Tablett mit Hauptspeisenteller und Dessert gefüllt, und auf zur Kasse.

"Ein komplettes Mittagessen für unter 5 Euro, da kann man nicht meckern. Und irgendwie wirkt es so beruhigend hier!". "Das liegt daran, daß wir von Beamten umgeben sind", entgegne ich mit leicht sarkastischen Unterton, und ernte dafür einen giftigen Blick von der Seite, der durchaus dem Schadstoffgehalt der braunen Tunke auf meinem Teller gleicht.

Kaum 20 Minuten später geht's wieder abwärts. Die Fahrstuhlfahrt funktioniert wahrlich als Absacker - Underberg reloaded. Magendrücken. Ach ja, das Essen war schwer ... in Ordnung. Und Morgen? Morgen schauen wir uns mal die Kantine vom Amtsgericht an. Ganz unbefangen, versteht sich.

"...bitte mach ein bißschen schneller,
meine biologische Uhr dampft!"

Sich täglich auf's neue darüber freuen, daß die Unmutsbekundungen älterer Herren aus dem Umfeld sowohl witzig als auch wahr sind.

Nachricht

Seit etlichen Tagen sind keine E-Mails mehr abrufbar. Wegen irgendwelcher Lizenzschwierigkeiten des Providers. Man weiß, daß jemand ans Fenster klopft, aber man sieht nichts. Und kann nicht öffnen.

Morgens gibt es schon lang keinen Stau / aus der Nacht gleich in die Agentur...

Peter Hein jault in meinem schlaftrunkenen Hinterkopf irgendwas von wegen "...kein Flugzeug kann immer fliegen...", während ich hier wieder an viel zu kaltem Kaffee nippe, und mich Frage, was genau sich nach einer Woche Ich AG geändert haben soll. Ich sitze immer noch im selben Büro, mit den selben Leuten um mich rum, telefoniere mit den selben Menschen und verkaufe die selben Ideen, die ich zuvor auf dem selben Rechner mit den selben Programmen zusammengezimmert habe. Dreht sich alles um mich, oder drehe ich mich um alles? Und wieso im Kreis?

Selbst der Postbote zieht noch die selben Register wie eh und jeh. Seit Jahren. Um mich zu ärgern. "Gibt's hier einen M.P.?" - "Ja, das bin ich!" ("...Du Idiot, wie jeden Morgen..." würde ich gerne noch ranhängen, traue mich aber nicht.) Jeden Morgen das gleiche Prozedere, jeden Morgen der gleiche Wutausbruch meinerseits ob dieses amnetischen Briefträgers, der das wahrscheinlich nichtmals absichtlich macht. Selbst die Kleinigkeiten drehen sich im Kreis. Irgendwie. Wo ist die Notbremse...

Am Rande erwähnt:
Innerhalb von kaum 78 Stunden jetzt zum zweiten Mal Lost in Translation gesehen. Der Film wirkte anders. Nicht unbedingt schlechter. Schade nur: Es gab keine Kleinigkeiten zu entdecken, wie das ja sonst so beim zweiten Mal ist. Trotzdem: Das Gefühl, von diesem kleinen Stück Zelluloid irgendwie eingeatmet worden zu sein, bleibt. Und der Soundtrack hätte definetly um die Cocteau Twins erweitert werden müssen! Bitte merken Sie sich das für Ihren nächsten Film, Frau Coppola.

 

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