Als ich heute morgen aufwuch, stand Michael Stipe vor meinem Bett, um mir zu sagen, daß er doch nicht schwul sei. "Alles nur ein großangelegter Schwindel!", raunte er durch mein heillos unaufgeräumtes Schlafzimmer. "Mike, aber warum!?!" röchelte es schlaftrunken aus meinem staubtrockenen Mund. "Weißt Du, ich dachte, wenn ich den Fans da draussen weiß mache, daß ich mich eher für knackige Männerpos als für wohlgeformte Brüste interessiere, dann würden sie sich vielleicht nicht so sehr für meine Person, sondern vielmehr für meine Songs interessieren!", entgegnete er mir in perfektem Schwäbisch.

Ich rieb mir die Augen, sah seine schlacksige Figur aber dennoch nur verschwommen im Türrahmen zum Badezimmer stehen. Ich nahm einen Schluck Wasser aus dem pinken Ikea-Plastikbecher neben meinem Bett, und mußte an Mel Gibsons Filmtochter in "Signs" denken. Das Wasser schmeckte alt. "Mike", versuchte ich zu insistieren, "die Leute interessieren sich seit 'Loosing my Religion' sowieso nicht mehr für Deine Songs. Du bist zwar gut und talentiert, und schreibst auch wirklich tolle Sachen, aber Du bist genauso viel pop wie ich schwul bin. Um ehrlich zu sein: Du bist zu langweilig und dröge für diese Generation! Sogesehen ist es auch egal, was die Leute von Dir denken...". Er funkelte mich für einen kurzen Augenblick an, drehte sich um, und schnarrte: "Siehst Du, genau darüber solltest Du auch mal nachdenken!".

Ich stand auf,
schubste ihn zur Seite,
ließ das Duschwasser an,
und dachte nach.
 

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