Interviewer: "Wie leicht ist es in Siegen eine Band auf die Beine zu stellen und damit auch noch Erfolg zu haben?"

Herr Shhhh: "...?"

Es klingt fiktional, aber dieses Gespräch hat sich tatsächlich so ereignet, mit einem hauptberuflichen Musikjournalisten, für eine überregionale Tageszeitung, gerade eben am Telefon. Kein Wunder, daß die Branche dahinsiecht...

Interviewer: "Welche Ziele verfolgt Ihr mt Eurer Band?"
Herr Shhhh: "Wir sind eigentlich nur scharf auf das Catering vor und nach Liveauftritten. Ansonsten haben wir keine Ziele..."

Der unfreundliche Herr von der Deutschen Bank mustert mich. Jedesmal. Wieder. Ich seh' nicht unansehlich aus, bin relativ "casual" gekleidet, mache auch nicht den Eindruck, als würde ich nur vom Dispokredit leben. Und trotzdem: Fiese Blicke, so unter der Brille hindurch blitzend. Ich fühl mich dann immer sehr hilflos. Diese "Ach, sie schon wieder. Soso..."-Blicke.

Da ich im Böse-Blicke-Spiel nicht ganz so gut bin - ich kann zwar Blicke modulieren, Frauen damit ausziehen, genervt dreinschauen, aber nicht sonderlich gut böse blicken - verlasse ich mich auf mein verborgenes Talent in Sachen Schnoddrigkeit. Bei diesem Herrn scheint weniger gezielte Schoddrigkeit zu wirken. Statt "Guten Tag.", einfach nur "Na!?!". Statt "Danke!" einfach nur "Einen wunderschöänen Guten Tag wünsche ich Ihnen!?!". Irritation verursachen...

Er ignoriert's. Und intensiviert statt dessen seine dämonischen Blickvarianten.

Wenn das so weitergeht, werde ich das Geldinstitut wechseln. Meine Kundenberaterin wird mich fragen: "Warum wollen Sie denn wechseln?". "Weil ich die Blicke Ihres Kollegen nicht mehr ertrage!". Abgesehen davon: Beim Konkurrenzinstitut auf der anderen Strassenseite arbeiten eh die hübscheren Damen, und da darf ich dann wieder blicken. Aber hallo!

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma