Die Mutter aller Partys war eine heterogene Ansammlung junger Jungakademiker, die sich an jenem Donnerstag traf um...

Naja, um zu feiern. Sich selbst, die Uni, was auch immer. Wie Studierende das nun so machen. Und es war furchtbar. Die lieben Menschen, die mich dort hin lockten versprachen mir Ablenkung vom momentan doch sehr belastenden Alltag. Ablenkung war's definitiv, aber es hatte nichts mit "Mutter" zu tun. Und wenn, dann eher im Sinne von "Rabenmutter".

Die Rabenmutterparty war eine skurille Ansammlung jener Stereotypen, die sich normalerweise nur in ihren eigenen Grüppchen zu treffen pflegen. Junge, bebrillte, dialogfreudige Bauingenieure in spe. Kleine kichernde Mädchen-Cliquen, die cool tätowierte Karstadt-Inscene-Klamotten-Typen anhimmelten. "Fotofuzzis" mit "Digiknipsen", die jedes noch so unbedeutende Häuflein A-Jugend für ihre Homepage ablichteten. Horden von Jungalkoholikern, die neben der Sportschau am Wochenende und dem Scooter-Konzert in der Dorfdiskothek nix anderes als Biiiiiiieeeeer im Sinn hatten. Tutoren, die sich vor bauchfreien Backfischen mit Erfahrungswerten brüsteten. Langhaardackel (ob Metal oder Hippie war unklar) die vom billigen Alkohol angelockt wurden. Und mittendrin die ganz, ganz coolen, die Jungs, die aussehen als seien sie aus den Fachpublikationen der gegenwärtigen Jugendkultur entsprungen. Abziehbilder und so.

Dazwischen wir. Die Alten. Hier und da traf man sich.

"Was machst Du denn hier!?!"

"Ach, ich bin wegen der Frauen hier. Mit ist gesagt worden, die Frauenquote sei hier über 70 %. Aber hier sind so wenige! Und Du?"

"Mir ist gesagt worden, dies sei die Mutter aller Partys. Isse aber nich. Und wenn, dann eher die häßlichste, die ich jeh gesehen habe. Aber das Bier ist günstig."

"Ach, was interessiert mich denn Bier? Ich bin doch wegen der Frauen hier. Obwohl... Ich geh mir mal ein Bier holen..."

Wieder unter sich. Waldorf und Stettler. Sitzend, biertrinkend, rauchend. Vermeintlich Weise dreinblickend. Mittendrin. Letztendlich den größeren, besseren, erfahreneren und vor allem verzweifelteren Schalk im Nacken sitzen habend. Vornamenraten. "Ich wette, der da ist ein Mitt-80er-Jahrgang. Der heißt bestimmt Malte. Eeeeeeey, MALTEEEE!" Treffer! Versenkt! Weiterspielen. Jugendliche Kategorisieren. Der da ist bestimmt der Looser. Der steht jetzt schon eine halbe Stunde alleine an der Tür...

Und irgendwann, viel, viel später sich selbst ein Fazit aufgezwingen: Auf einer miesen Party letztendlich doch Spaß zu haben, am besten auf Kosten anderer, ist immer wieder ein Grund, auf miese Partys zu gehen.

Wir waren die Väter der Party. Und das war gut.

 

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