zum Teufel soll an Henning Mankell so toll sein!?!
Letztendlich ist er auch nur der Konsalik der Generation Golf 3.

Manchmal fühle ich mich wie der junge Indiana Jones. Zum Beispiels gestern Nacht. Da fühlte ich mich zwar nicht jung, aber zumindest im Ansatz wie der kleine, in zotteligen Leder- und Leinenklamotten gehüllte Indy. Auf der Suche nach irgendwas belanglosem stiess ich in dem großen Haufen Musik, der mein Wohnzimmer überfüllt, auf eine kleine CD. Und in dem Moment war es keine CD sondern ein wirklich wichtiges seelenhistorisches Artefakt von 1990. Mit abgeknibbeltem WOM-Preisschild, das gerade noch so offenbart, daß Import-MCDs früher mal 19,99 DM gekostet haben. Sorgsam abgestaubt, vorsichtig in den CD-Player gelegt, Kopfhörer auf, play. Und - schnippschnapp - beginnt mein persönlicher Film von 1990, den ich situativ bedingt ausschließlich mit der Musik auf diesem Artefakt verbinde.

Ich sehe Bilder von Menschen, die morgens um 4.50 in der U-Bahn Richtung Düsseldorf Heerdt sitzen. Ich habe die Kopfhörer eines alten, klobigen Sonywalkmans auf (hellblau, der Walkman). Und diese Musik im Ohr. Ich erinnere mich wieder. An die Zeit, als ich 2 Wochen lang im Rahmen eines Schulpraktikums jeden Morgen um kurz nach 5 in Heerdt sein musste, um dieses Betriebspraktikum für eine Sanitärfirma abzuleisten. Am Rohbau des Rheinische Post-Hochhauses, für das ich kaum 4 Jahre später bereits ein paar kleine Artikel über Hundeschulen am Düsseldorfer Flughafen schrieb. Ich erinnere mich an den süßlichen Geruch in der Nähe der Baustelle. Teekanne hatte dort eine Fabrik. Dementsprechend roch es dort im Umkreis von 2 Kilometern nach leckerem Früchtetee. Den ich kaum 2 Wochen später nicht mehr leiden konnte. Weil der Geruch dauerhaft einfach zu penetrant war. Letzlich die einzig wirkliche Erfahrung, die mir von diesem Betriebspraktikum geblieben ist...

Seelenartefakte. Der Gedanke lies mich gestern Nacht nicht mehr los. Wie sehr man Musik und Gerüche, sinnliche Wahrnehmungen also, mit bestimmten Erlebnissen aus den Untiefen der eigenen Vergangenheit verbindet. Dinge, an die man sich kontextlos im ganzen Leben nicht noch mal erinnern würde. Sinnlich wahrgenommene Kleinigkeiten. Positiver oder negativer Natur.

Erschreckend:
Was wäre mit diesen Momenten passiert,
wenn ich das kleine silberne Artefakt nicht gefunden hätte?

Spannend:
Was werde ich in 10 Jahren finden, und woran werde ich mich dann erinnern?

 

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