Früher, also im Sinne von richtig, richtig, richtig früher, also fast schon früherfrüher, da hieß Weblog noch Tagebuch. Tagebücher wurden bevorzugt von Frauen geführt. Die Männer waren schließlich mit Jagen und Sammeln, Duellieren und Bäumefällen beschäftigt, und so blieb den Frauen damals nichts anderes übrig, als die Konversationsfetzen und Gedanken, die sie eigentlich ihren Ehemännern anvertrauen wollten in Bücher zu schreiben.
Die Urbloggerin, Gracia Anastasia Groener, ca. 350 n.C.
Dann, später, also viel später, also im Sinne von späterspäter, erfand ein einsamer Mathematikstudent, der eigentlich tief im Inneren eine Frau war, und auch niemanden zum Reden hatte, das Internetz. Die ganzen Männer hörten auf mit Jagen und Sammeln, Duellieren und Bäumefällen und tummelten sich stattdessen im Internetz rum, um dort ihre weibliche Seite auszuleben. Und da es im Internetz kein Papier gibt, erfand ein kluger aber trauriger Kopf namens Klaus Mathilda Ameisenhügel das sogenannte Weblog.
Das Weblog, das Internetz-Tagebuch für Männer also, wurde immer beliebter. Gegen Ende der 60er Jahre jedoch fühlten sich die Frauen noch vereinsamter als zuvor und geradezu ausgeschlossen, weil die Männer schon wieder nur unter sich blieben, und so schwappte im Zuge der Emanzipation eine Flut von Frauen-Weblogs in den großen Ozean Internetz, angeführt von der miss.understood, die das ewige Rumgejammer in den Männerweblogs leid war.
Heute, also im Sinne von jetzt, also heuteheute, oder auch jetztjetzt, hat jeder, der Internetz hat, auch ein eigenes Weblog - zum Jammern, oder zum Schimpfen über das Jammern. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ganz viele, die kein Internetz, und demnach auch kein Weblog haben. Und es gibt auch welche, die weblogführende Lebensabschnittsgefährten haben, aber wiederum nichts von Weblogs wissen, weil die Lebensabschnittsgefährten das geheim halten, weil da Sachen drinstehen, die jede gute Beziehung schlagartig gefährden könnten.
Da das so viele Weblogs auf einmal sind (allein bei Twoday handelt es sich mittlerweile um ca. 80.000.000 Weblogs), und mittlerweile jeder den Überblick verloren hat (also sowohl die Weblogger als auch die Nichtwissenden), haben sich der Herr Kai Pahl und der Herr Don Alfonso oder Alphonso, die beide auch unter dem Decknamen Schwarzkopf & Schwarzkopf agieren, bereits vor 20 Jahren Gedanken darüber gemacht, wie man das ändern könnte.
Kai Pahl und Don Alfonso oder Alphonso bei ersten Blogbuch-Elastizitäts-Tests.
Die Lösung aller Probleme ist nicht 42, sondern Blogs, das Blogbuch, in dem 16 tolle Blogs auf 250 buntbedruckten Kunstdruckseiten nebst Herrchen und Frauchen vorgestellt werden. Und nicht nur das: Der Weblog-Nichtkenner erfährt so ziemlich alles, was man über Blogs wissen muß: Haltbarkeit, Fassungsvermögen, Lernfähigkeit, Nahrungsmittelbedarf, Aufzucht & Pflege. Und es kommt noch besser: Man erfährt auch, warum Blogs einfach besser sind als andere Informationskanäle.
Der Buchhandel kann sich vor Vorbestellungen kaum noch retten. "Endlich kommen die Leute mal von diesem Mankell-Schrott los und lesen was Vernünftiges!", sagt Rainer Maria Hugendubel.
Und warum macht die Freakshow jetzt so ein Brimborium um dieses eine Buch? Weil der Herr Shhhh mit seinem langweiligen Jammerblog auch vetreten ist, und man anhand des Buches vielleicht eher versteht, was bei dem Typen in der Birne alles schief läuft. Aber der Hauptgrund, der Pflichtkaufanreiz schlechthin, sind diese Damen und Herren hier, die sicherlich zu den besten Blogoranten im ganzen Blogland gehören, und mitunter auch dafür gesorgt haben, daß Herr Shhhh überhaupt bloggt:
Frau Kinogöttin Gröner
die einzige miss.understood
alles wäht jood
aaaaargh
dekaf
Emilybeat
der Kutter
ligneclaire
Frau _Lu und Satan
7/4
herr pahl / dogfood
.comtot / der andere don
11engleich
das gigantische gigantville
jetzt und hier
Spackonauten
wo+man oder so
Und worum es in "Blogs" genau geht, kann man übrigens hier nachlesen. Das sei am Rande erwähnt, für all diejenigen, die das jetzt alles für Mumpitz halten.
Also, nicht zögern, sondern eifrig vorbestellen, und sich im März dann über 250 Seiten wunderbare Offline-Lektüre freuen. Ich selbst hab mir auch schon 30 davon bestellt, weil ich das Geld im Moment sehr gut gebrauchen kann, um den Laden hier weiter zu finanzieren. Wir sind ja nicht zum Spaß hier!
Also, aufi getz, bestellen, und zwar H I E R !!!
Die Urbloggerin, Gracia Anastasia Groener, ca. 350 n.C.
Dann, später, also viel später, also im Sinne von späterspäter, erfand ein einsamer Mathematikstudent, der eigentlich tief im Inneren eine Frau war, und auch niemanden zum Reden hatte, das Internetz. Die ganzen Männer hörten auf mit Jagen und Sammeln, Duellieren und Bäumefällen und tummelten sich stattdessen im Internetz rum, um dort ihre weibliche Seite auszuleben. Und da es im Internetz kein Papier gibt, erfand ein kluger aber trauriger Kopf namens Klaus Mathilda Ameisenhügel das sogenannte Weblog.
Das Weblog, das Internetz-Tagebuch für Männer also, wurde immer beliebter. Gegen Ende der 60er Jahre jedoch fühlten sich die Frauen noch vereinsamter als zuvor und geradezu ausgeschlossen, weil die Männer schon wieder nur unter sich blieben, und so schwappte im Zuge der Emanzipation eine Flut von Frauen-Weblogs in den großen Ozean Internetz, angeführt von der miss.understood, die das ewige Rumgejammer in den Männerweblogs leid war.
Heute, also im Sinne von jetzt, also heuteheute, oder auch jetztjetzt, hat jeder, der Internetz hat, auch ein eigenes Weblog - zum Jammern, oder zum Schimpfen über das Jammern. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ganz viele, die kein Internetz, und demnach auch kein Weblog haben. Und es gibt auch welche, die weblogführende Lebensabschnittsgefährten haben, aber wiederum nichts von Weblogs wissen, weil die Lebensabschnittsgefährten das geheim halten, weil da Sachen drinstehen, die jede gute Beziehung schlagartig gefährden könnten.
Da das so viele Weblogs auf einmal sind (allein bei Twoday handelt es sich mittlerweile um ca. 80.000.000 Weblogs), und mittlerweile jeder den Überblick verloren hat (also sowohl die Weblogger als auch die Nichtwissenden), haben sich der Herr Kai Pahl und der Herr Don Alfonso oder Alphonso, die beide auch unter dem Decknamen Schwarzkopf & Schwarzkopf agieren, bereits vor 20 Jahren Gedanken darüber gemacht, wie man das ändern könnte.
Kai Pahl und Don Alfonso oder Alphonso bei ersten Blogbuch-Elastizitäts-Tests.
Die Lösung aller Probleme ist nicht 42, sondern Blogs, das Blogbuch, in dem 16 tolle Blogs auf 250 buntbedruckten Kunstdruckseiten nebst Herrchen und Frauchen vorgestellt werden. Und nicht nur das: Der Weblog-Nichtkenner erfährt so ziemlich alles, was man über Blogs wissen muß: Haltbarkeit, Fassungsvermögen, Lernfähigkeit, Nahrungsmittelbedarf, Aufzucht & Pflege. Und es kommt noch besser: Man erfährt auch, warum Blogs einfach besser sind als andere Informationskanäle.
Der Buchhandel kann sich vor Vorbestellungen kaum noch retten. "Endlich kommen die Leute mal von diesem Mankell-Schrott los und lesen was Vernünftiges!", sagt Rainer Maria Hugendubel.
Und warum macht die Freakshow jetzt so ein Brimborium um dieses eine Buch? Weil der Herr Shhhh mit seinem langweiligen Jammerblog auch vetreten ist, und man anhand des Buches vielleicht eher versteht, was bei dem Typen in der Birne alles schief läuft. Aber der Hauptgrund, der Pflichtkaufanreiz schlechthin, sind diese Damen und Herren hier, die sicherlich zu den besten Blogoranten im ganzen Blogland gehören, und mitunter auch dafür gesorgt haben, daß Herr Shhhh überhaupt bloggt:
Frau Kinogöttin Gröner
die einzige miss.understood
alles wäht jood
aaaaargh
dekaf
Emilybeat
der Kutter
ligneclaire
Frau _Lu und Satan
7/4
herr pahl / dogfood
.comtot / der andere don
11engleich
das gigantische gigantville
jetzt und hier
Spackonauten
wo+man oder so
Und worum es in "Blogs" genau geht, kann man übrigens hier nachlesen. Das sei am Rande erwähnt, für all diejenigen, die das jetzt alles für Mumpitz halten.
Also, nicht zögern, sondern eifrig vorbestellen, und sich im März dann über 250 Seiten wunderbare Offline-Lektüre freuen. Ich selbst hab mir auch schon 30 davon bestellt, weil ich das Geld im Moment sehr gut gebrauchen kann, um den Laden hier weiter zu finanzieren. Wir sind ja nicht zum Spaß hier!
Also, aufi getz, bestellen, und zwar H I E R !!!
Herr shhhh
am Mittwoch, 11. Februar 2004, 16:37
Im Zuge meiner vorgestrigen Remix/Coverversion-Aktivitäten kam ich letzte Nacht nicht umhin, noch mal alles zu überdenken. "Love will tear us apart" - unsere Version - klang gut. Zufriedenstellend. Das Prädikat "berauschend" würde sich wohl erst einstellen, wenn ich das Monster live höre, mit Drums und allem drum und dran.
Dennoch störte mich etwas an meiner Version. Unentwegt. Klopfend in meinem Hinterkopf. Also drei mal quergehört, und des Rätsels Lösung lag im Gehörgang: Die mittige, bei Cabaret Voltaire gesampelte Bassdrum klang irgendwie... mittig! Nicht zum knarzigen, röhrenden, wummernden Rest passend.
In solchen Fällen bleiben mir meistens nur zwei Möglichkeiten: Entweder selbst programmieren, oder von wo anders sampeln. Da ich von den übersterilen Klängen meiner Synthesizer in Sachen Percussion nicht so viel halte, und das ganze ja auch nicht allzu "krank" klingen darf, entschied ich mich also für die Exkursion durch meinen heimischen Plattenschrank. Das sind Momente, vor denen ich manchmal etwas Angst habe. Denn es läßt sich nicht umgehen, plötzlich kleine Peinlichkeiten zu finden, die man besser nie gekauft hätte. Oder eben Platten, die seit Jahr und Tag vor sich hinstauben. Oder schlicht und ergreifend dem Vergessen zum Opfer gefallen sind.
Eine dieser Platten fiel mir auf der Suche nach einer alten DAF-Scheibe auch augenblicklich in die kalten Hände: Front 242s BackCatalogue. Als Bassdrum-Quelle völlig ungeeignet. Aber ein schönes Stück Jugend. Ich entschied mich also, wenigstens mal reinzuhören. Vergangenheitsbewältigung. Und ich blieb für mehr als drei Hördurchgänge an den 17 Tracks wie eine Fliege am Honig oder ein verzweifelter Geist an seiner Traumfrau kleben.
Die hier gesucht...
Was waren das noch für Zeiten, wo Elektronik-Tracks mit weniger als 8 Spuren auskamen. Wo alles irgendwie nicht so steril, unterkühlt und digital klang wie heute. "Organisch" ist eines dieser Wörter, das schlechte Musikjournalisten gerne benutzen wenn ihnen nichts gutes einfällt. Ich würde die Musik der frühen Front 242 alles andere als organisch bezeichnen. Sie ist ganz klar maschinell. Aber es sind lebendige Maschinen, die dort Musik machen. Maschinen, die im Geiste überdiemensional und dunkel erscheinen, die schmierig und ölig sind, fast wie bei Giger, nur nicht so romantisch verklärt. Maschinen, die pulsieren, die eine Stimmung antreiben, die einem noch deprimierenderen Blade Runner-Universum alle Ehre machen würde.
...und die hier gefunden!
Ich mußte lange Zeit daüber nachdenken, wann ich das Interesse an der Maschinen-Musik von Front 242 verloren hatte, und es fiel mir auch prompt ein, als ich einen weiteren Griff ins Plattenregal tätigte. Da lag sie, angestaubt, die "Tyranny for you", mit Originalautogrammen von Richard 23, Patrick C. und Jean Luc De Meyer.
Es muß irgendwann in den frühen 90ern gewesen sein, als ich als unbedarfter Teenager in die damals noch auf der Schadowstraße gelegene Düsseldorfer WOM-Filiale hineinspatzierte, um mir die Platte zu kaufen. Ich war zu der Zeit keiner von diesen Gruftie/Gothic/Darkwave-Jungs, obwohl ich die Musik gerne hörte. Ich war relativ bunt angezogen, und ich will auch garnicht darüber nachdenken, was genau ich anhatte, denn das würde mir den Rest des Tages vermiesen. Geschmacklose 90er und so.
Ich betrat also die WOM-Filiale, und fühlte mich plötzlich sehr, sehr unsicher. In etwa so unsicher, wie beim ersten Friseurbesuch, oder beim Zahnarzt im Wartezimmer. Denn vor mir tummelte sich ein Pulk von Menschen, die allesamt in Leder und Jeans und Doc Martens gewandet, mit kurzrasierten Frisuren und böser Miene anstanden, um irgendetwas zu bekommen. Ich bemerkte recht schnell, daß da ein Zusammenhang zu der Platte bestand, die ich mir gerade kaufen wollte - die an der Decke angebrachte Werbung verwies zu offensichtlich auf eine Autogrammstunde mit den drei Herren. Die gerade jetzt und hier stattfand.
Ich bekam Zweifel. Denn irgendwie war mir das alles suspekt. Diese erwachsenen Menschen, die allesamt böse und unheimlich aussahen, und ich mittendrin? Konnte das gutgehen? Ich beschloß, daß ich eigentlich nichts zu verlieren hatte, ergriff also mein Digipack-Exemplar des Albums und stellt mich zu den Elektro-Hühnen. Und es war furchtbar. Geschubse, Gedränge, der Geruch von nassem, kalten Leder, Schweisserbrillen, kurze Haare, große Füße. Ich war in Panik. Und schaffte es dann doch irgendwie, mein Exemplar siginieren zu lassen. Obwohl das der narkotischste Moment in diesem kleinen Horrorszenario war. Ich als kleiner Junge zwischen diesen Brutalos (die natürlich keine waren).
Ich verließ die WOM-Filiale mit einem unguten Gefühl. Was ich genau fühlte, weiß ich heute nicht mehr - dafür hat die Zeit viel zu viel Gefühle mit sich gebracht. Aber ich entsinne mich, die CD zu Hause mehrere male hintereinander weg gehört zu haben. So oft, daß ich am Schluß Bauchschmerzen von dieser kalten, drückenden, brutalen Musik bekam.
Und das muß wohl der Punkt gewesen sein, wo es sich die Belgier mit mir verscherzt hatten. Denn eine schlechte Zeit kann ich auch ohne Musik haben.
Heute, viele Jahre später, entdecke ich diese Platten nach und nach wieder. Sie machen mir Spaß, nicht nur wegen der Erinnerung, sondern weil mein Ohr mittlerweile viel viel böseres gewohnt ist. Und gerade jetzt, wo alle Welt "Retrooooo!"-schreiend durch die coolen Fassaden der Städte hüpft, bereitet es mir ungemein Freude, mich auf die Originale berufen zu können.
Scheiß auf Retro, das hier ist echt!
Front 242 waren bereis 1989 eine sehr spritzige Band. Auch wenn der etwas bizarre Klamottengeschmack darüber hinwegtäuschen mag.
Last moment cries on the radio
It's so hot down here
Crushing metal bloody waters
Same faces everywhere
Now the anger is fading
Now the fight can't go on
We'll always be remembered
We'll always be dismembered
(Front 242 / Don't Crash)
Dennoch störte mich etwas an meiner Version. Unentwegt. Klopfend in meinem Hinterkopf. Also drei mal quergehört, und des Rätsels Lösung lag im Gehörgang: Die mittige, bei Cabaret Voltaire gesampelte Bassdrum klang irgendwie... mittig! Nicht zum knarzigen, röhrenden, wummernden Rest passend.
In solchen Fällen bleiben mir meistens nur zwei Möglichkeiten: Entweder selbst programmieren, oder von wo anders sampeln. Da ich von den übersterilen Klängen meiner Synthesizer in Sachen Percussion nicht so viel halte, und das ganze ja auch nicht allzu "krank" klingen darf, entschied ich mich also für die Exkursion durch meinen heimischen Plattenschrank. Das sind Momente, vor denen ich manchmal etwas Angst habe. Denn es läßt sich nicht umgehen, plötzlich kleine Peinlichkeiten zu finden, die man besser nie gekauft hätte. Oder eben Platten, die seit Jahr und Tag vor sich hinstauben. Oder schlicht und ergreifend dem Vergessen zum Opfer gefallen sind.
Eine dieser Platten fiel mir auf der Suche nach einer alten DAF-Scheibe auch augenblicklich in die kalten Hände: Front 242s BackCatalogue. Als Bassdrum-Quelle völlig ungeeignet. Aber ein schönes Stück Jugend. Ich entschied mich also, wenigstens mal reinzuhören. Vergangenheitsbewältigung. Und ich blieb für mehr als drei Hördurchgänge an den 17 Tracks wie eine Fliege am Honig oder ein verzweifelter Geist an seiner Traumfrau kleben.
Die hier gesucht...
Was waren das noch für Zeiten, wo Elektronik-Tracks mit weniger als 8 Spuren auskamen. Wo alles irgendwie nicht so steril, unterkühlt und digital klang wie heute. "Organisch" ist eines dieser Wörter, das schlechte Musikjournalisten gerne benutzen wenn ihnen nichts gutes einfällt. Ich würde die Musik der frühen Front 242 alles andere als organisch bezeichnen. Sie ist ganz klar maschinell. Aber es sind lebendige Maschinen, die dort Musik machen. Maschinen, die im Geiste überdiemensional und dunkel erscheinen, die schmierig und ölig sind, fast wie bei Giger, nur nicht so romantisch verklärt. Maschinen, die pulsieren, die eine Stimmung antreiben, die einem noch deprimierenderen Blade Runner-Universum alle Ehre machen würde.
...und die hier gefunden!
Ich mußte lange Zeit daüber nachdenken, wann ich das Interesse an der Maschinen-Musik von Front 242 verloren hatte, und es fiel mir auch prompt ein, als ich einen weiteren Griff ins Plattenregal tätigte. Da lag sie, angestaubt, die "Tyranny for you", mit Originalautogrammen von Richard 23, Patrick C. und Jean Luc De Meyer.
Es muß irgendwann in den frühen 90ern gewesen sein, als ich als unbedarfter Teenager in die damals noch auf der Schadowstraße gelegene Düsseldorfer WOM-Filiale hineinspatzierte, um mir die Platte zu kaufen. Ich war zu der Zeit keiner von diesen Gruftie/Gothic/Darkwave-Jungs, obwohl ich die Musik gerne hörte. Ich war relativ bunt angezogen, und ich will auch garnicht darüber nachdenken, was genau ich anhatte, denn das würde mir den Rest des Tages vermiesen. Geschmacklose 90er und so.
Ich betrat also die WOM-Filiale, und fühlte mich plötzlich sehr, sehr unsicher. In etwa so unsicher, wie beim ersten Friseurbesuch, oder beim Zahnarzt im Wartezimmer. Denn vor mir tummelte sich ein Pulk von Menschen, die allesamt in Leder und Jeans und Doc Martens gewandet, mit kurzrasierten Frisuren und böser Miene anstanden, um irgendetwas zu bekommen. Ich bemerkte recht schnell, daß da ein Zusammenhang zu der Platte bestand, die ich mir gerade kaufen wollte - die an der Decke angebrachte Werbung verwies zu offensichtlich auf eine Autogrammstunde mit den drei Herren. Die gerade jetzt und hier stattfand.
Ich bekam Zweifel. Denn irgendwie war mir das alles suspekt. Diese erwachsenen Menschen, die allesamt böse und unheimlich aussahen, und ich mittendrin? Konnte das gutgehen? Ich beschloß, daß ich eigentlich nichts zu verlieren hatte, ergriff also mein Digipack-Exemplar des Albums und stellt mich zu den Elektro-Hühnen. Und es war furchtbar. Geschubse, Gedränge, der Geruch von nassem, kalten Leder, Schweisserbrillen, kurze Haare, große Füße. Ich war in Panik. Und schaffte es dann doch irgendwie, mein Exemplar siginieren zu lassen. Obwohl das der narkotischste Moment in diesem kleinen Horrorszenario war. Ich als kleiner Junge zwischen diesen Brutalos (die natürlich keine waren).
Ich verließ die WOM-Filiale mit einem unguten Gefühl. Was ich genau fühlte, weiß ich heute nicht mehr - dafür hat die Zeit viel zu viel Gefühle mit sich gebracht. Aber ich entsinne mich, die CD zu Hause mehrere male hintereinander weg gehört zu haben. So oft, daß ich am Schluß Bauchschmerzen von dieser kalten, drückenden, brutalen Musik bekam.
Und das muß wohl der Punkt gewesen sein, wo es sich die Belgier mit mir verscherzt hatten. Denn eine schlechte Zeit kann ich auch ohne Musik haben.
Heute, viele Jahre später, entdecke ich diese Platten nach und nach wieder. Sie machen mir Spaß, nicht nur wegen der Erinnerung, sondern weil mein Ohr mittlerweile viel viel böseres gewohnt ist. Und gerade jetzt, wo alle Welt "Retrooooo!"-schreiend durch die coolen Fassaden der Städte hüpft, bereitet es mir ungemein Freude, mich auf die Originale berufen zu können.
Scheiß auf Retro, das hier ist echt!
Front 242 waren bereis 1989 eine sehr spritzige Band. Auch wenn der etwas bizarre Klamottengeschmack darüber hinwegtäuschen mag.
Last moment cries on the radio
It's so hot down here
Crushing metal bloody waters
Same faces everywhere
Now the anger is fading
Now the fight can't go on
We'll always be remembered
We'll always be dismembered
(Front 242 / Don't Crash)
Herr shhhh
am Mittwoch, 11. Februar 2004, 11:11