Er gehört zu den Menschen, die man nie wirklich einordnen kann. Er ist auf seine Art und Weise herzlich und gutmütig, aber irgendwie haftet an ihm der Geruch von Lug und Betrug. Er kann ein Choleriker sein. Manchmal auch ein Arschloch. Und oft mache ich mich über ihn lustig. Über seine große Nase, die so garnicht zum Gesicht passt. Über die Luftschlösser, an die er glaubt. Über den Glauben, den er anderen unerbittlich aufzwingen will. Auch wenn es zu offensichtlich ist, daß dieser Glauben in einer Katastrophe enden wird.

Gestern Abend betrat er den Raum, trank ein Glas Wein mit, und wollte Diskutieren. "Ich habe gestern Nacht zwei Flashs gehabt!", sagte er. Ich dachte an Drogen, respektive an Kokain, wegen der Nase. Er erzählte jedoch von Heiner Geißlers Jesus-Buch und von irgendsoeinem Schinken über regionale Identitäten. Er erzählte, daß er jetzt endlich wüsste, warum er das alles mache. Das mit dem Luftschloß. Ich verstand ihn nicht. Weder was er wollte, noch was er sagte.

Und dann lenkte er ab, auf die Kopftuchdiskussion, die omnipräsente. Die Diskussion wurde unfair, zumindest von seiner Seite. Nach vielen Einwürfen stand er auf, blickte beleidigt in die Runde, und sagte: "Wisst ihr, was Euer Fehler ist? Ihr lasst Euch einfach nicht korrigieren!". Und er ging. Knallende Türen.

Ich mußte grinsen.

Er gehört zu den Menschen, die ich gerne mit eiskaltem Wasser überschütten würde; denen ich gerne mit einem Megaphon "Du weißt nichts!" ins Ohr brüllen würde. Aber selbst das würde bei ihm nicht mehr helfen.

Gestern Nacht hatte ich dann einen Flash. Ich blickte an die Decke, sah sein Gesicht, und dachte: Wenn jemand so egozentrisch durchs Leben geht, wird es höchste Zeit für ihn, mal tüchtig auf die Nase zu fallen.

Und ihm würde es mit Sicherheit besonders weh tun.
In Anbetracht der Nase.

 

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