Gestern Nacht briet brütete ich über einer Coverversion von Joy Divisions "Love Will Tear Us Apart", für unseren nächsten Gig. Ein Song, der mir zumindest Musikhistorisch wesentlich weniger bedeutet, als so manch anderem Manchester-Freak. Und ja, ich gestehe, ich fand "Atmosphere" besser, aber warum das so ist, und warum auch New Order schon lange nicht mehr mein Fall sind, gehört hier gerade nicht hin.
Auch Coverversionen sind grundsätzlich nicht mein Fall. Ich mag lieber die Neuinterpretationen. Die Versionen, die sich weitestmöglich vom Original entfernen; die ihre eigene Magie entwickeln und denjenigen, der das Original erkannt hat, mit offenem Mund in der weiten, ausgetrockneten Musikprärie zurücklassen. Yeah, you're right, es ist eine akkustische Fata Morgana!
Herr Curtis, zu Lebzeiten schon damit beschäftigt Herrn Shhhh in die Verzweiflung zu treiben. Es sieht so aus, als amüsiere er sich innerlich...
Ich halte "Love will tear us apart" nicht für den großen Hit. Es ist ein toller Song, ohne Frage, und auch die Lyrics sind bewegend. Aber nichtsdestotrotz läßt das Original bei mir einen schalen, ranzigen Schülerbandgeschmack zurück, den ich so nur in ganz seltenen Fällen wahrnehme. Zum Beispiel bei lieblosen Band-Demos, die zwar Potential erkennen lassen, aber dennoch unhörbar sind.
Gestern Nacht wagte ich mich also an das, was viele Die-Hard-Joy Division Fans und Ian Curtis-Verehrer als absolutes Sakrileg bezeichnen würden: Eine Elektropunk-Version des sagenumwobenen Joy Division-Songs. Die Prozedur war wie eh und jeh: Struktur rausgeschrieben, irgendeine 4/4 Bassdrum aus einer zerrigen, alten Cabaret Voltaire-Platte gezogen, ein bißschen rhytmischen Krach drumherum, Gefiepe hier, Gezirpe da, und zum Schluß, als Tritt-in-den-Bauch-Krönung: Eine Rechteck-Bassline, die sich gewaschen hat, und wie ein Ozeandampfer auf Amphetamin vor sich hinbrummelt. Das ganze dann akribisch in Songform gebracht, noch ein paar akkustische Sprenkel hier und da, und fertig war der Song.
Dachte ich.
Herr Shhhh, letztes Jahr, in Ian Curtis-Gedenkpose. Man sieht, daß er sich garnicht amüsiert, was aber auch daran liegen kann, daß ihm der Herr Sportraucher mal wieder die Show stiehlt...
Denn: Meine Version war an Langeweile nicht zu überbieten. Was auch verständlich ist, denn gelinde gesagt passiert in "Love Will Tear Us Apart" eigentlich nichts spannendes. Harmonisch gesehen. Drei Töne laufen da in einer Harmoniefolge auf und ab, die man so schon Millionenmal gehört hat, obendrauf die bittersüße Melodie des Refrains, die sich via Hookscher-Bassgitarre in die Strophen rüberrettet, und zwischendrin ein nicht nachvollziehbarer Instrumental-Teil, der auch eher langweilig dahinpluckert. Manchester-Gitarren und so.
Und ich begriff endlich, was an "Love Will Tear Us Apart" so magisch sein soll. Zumindest am Original. Es ist der Kontrast aus der totalen Reduktion des musikalischen Anteils, der dem Spannungsfeld Curtis/Hook/Synthesizer gegenübergestellt wird. Die von mir als Schülerbandniveau deklassierte Nervosität der lebenden Anteile dieses Songs läßt "Love Will Tear Us Apart" atmen, pulsieren, schwanken. Und eben spannender sein, als es eine einfach dahingerotzte Elektropunk-Coverversion je sein könnte.
Ich ging dennoch gegen 4 Uhr zufrieden ins Bett. Schließlich lasse ich mich nicht von irgendwelchen Manchester-Bubies einschüchtern, die damals einen genialen Moment hatten.
Nicht mit mir, Herr Curtis!
Auch Coverversionen sind grundsätzlich nicht mein Fall. Ich mag lieber die Neuinterpretationen. Die Versionen, die sich weitestmöglich vom Original entfernen; die ihre eigene Magie entwickeln und denjenigen, der das Original erkannt hat, mit offenem Mund in der weiten, ausgetrockneten Musikprärie zurücklassen. Yeah, you're right, es ist eine akkustische Fata Morgana!
Herr Curtis, zu Lebzeiten schon damit beschäftigt Herrn Shhhh in die Verzweiflung zu treiben. Es sieht so aus, als amüsiere er sich innerlich...
Ich halte "Love will tear us apart" nicht für den großen Hit. Es ist ein toller Song, ohne Frage, und auch die Lyrics sind bewegend. Aber nichtsdestotrotz läßt das Original bei mir einen schalen, ranzigen Schülerbandgeschmack zurück, den ich so nur in ganz seltenen Fällen wahrnehme. Zum Beispiel bei lieblosen Band-Demos, die zwar Potential erkennen lassen, aber dennoch unhörbar sind.
Gestern Nacht wagte ich mich also an das, was viele Die-Hard-Joy Division Fans und Ian Curtis-Verehrer als absolutes Sakrileg bezeichnen würden: Eine Elektropunk-Version des sagenumwobenen Joy Division-Songs. Die Prozedur war wie eh und jeh: Struktur rausgeschrieben, irgendeine 4/4 Bassdrum aus einer zerrigen, alten Cabaret Voltaire-Platte gezogen, ein bißschen rhytmischen Krach drumherum, Gefiepe hier, Gezirpe da, und zum Schluß, als Tritt-in-den-Bauch-Krönung: Eine Rechteck-Bassline, die sich gewaschen hat, und wie ein Ozeandampfer auf Amphetamin vor sich hinbrummelt. Das ganze dann akribisch in Songform gebracht, noch ein paar akkustische Sprenkel hier und da, und fertig war der Song.
Dachte ich.
Herr Shhhh, letztes Jahr, in Ian Curtis-Gedenkpose. Man sieht, daß er sich garnicht amüsiert, was aber auch daran liegen kann, daß ihm der Herr Sportraucher mal wieder die Show stiehlt...
Denn: Meine Version war an Langeweile nicht zu überbieten. Was auch verständlich ist, denn gelinde gesagt passiert in "Love Will Tear Us Apart" eigentlich nichts spannendes. Harmonisch gesehen. Drei Töne laufen da in einer Harmoniefolge auf und ab, die man so schon Millionenmal gehört hat, obendrauf die bittersüße Melodie des Refrains, die sich via Hookscher-Bassgitarre in die Strophen rüberrettet, und zwischendrin ein nicht nachvollziehbarer Instrumental-Teil, der auch eher langweilig dahinpluckert. Manchester-Gitarren und so.
Und ich begriff endlich, was an "Love Will Tear Us Apart" so magisch sein soll. Zumindest am Original. Es ist der Kontrast aus der totalen Reduktion des musikalischen Anteils, der dem Spannungsfeld Curtis/Hook/Synthesizer gegenübergestellt wird. Die von mir als Schülerbandniveau deklassierte Nervosität der lebenden Anteile dieses Songs läßt "Love Will Tear Us Apart" atmen, pulsieren, schwanken. Und eben spannender sein, als es eine einfach dahingerotzte Elektropunk-Coverversion je sein könnte.
Ich ging dennoch gegen 4 Uhr zufrieden ins Bett. Schließlich lasse ich mich nicht von irgendwelchen Manchester-Bubies einschüchtern, die damals einen genialen Moment hatten.
Nicht mit mir, Herr Curtis!
Herr shhhh
am Dienstag, 10. Februar 2004, 10:02
waldar kommentierte am 10. Feb, 10:44:
das ist ja
eine der besten beschreibungen von eigens komponierter musik so far.besser als "so gitarre mit bass und synthie", wie ich das gerne tue.
haben sie vielleicht einen ausschnitt ihrer "langeweile-version" als .wav. oder .mp3 bei sich rumfliegen?
nur mal so zum quer
shhhh entgegnete am 10. Feb, 10:50:
Leider nicht,
sitze im Büro, nicht im Studio. Aber ich denke, ich habe nächste Woche einen Livemitschnitt parat, den ich gerne als mp3 rausschicken kann. Bei meiner Version handelt es sich auch eher um ein Backing oder Halbplayback für den Liveauftritt. Da kommt dann noch unser Drummer mit 'nem schönen Urlaub-In-Polen-Drum'n'Bass-Beat dazu, und ein satter Zerrbass vom Herrn Bassisten. Und natürlich die Vocals vom Hernn Spochtraucher. Der muß dann so Curtis-mäßig leiden und anschliessend von der Bühne springen. Hängt jedoch davon ab, ob ich die drei Herren überzeugen kann. Naja, so läuft das jetzt schon seit Jahren...
Und danke für's Lob!
sportraucher entgegnete am 10. Feb, 11:14:
nur noch zwei
zum überzeugen. ich mag den song nicht aber ich werde mein bestes gejammer aus dem ärmel schütteln. sollte mir jetzt net so schwer fallen!
waldar entgegnete am 10. Feb, 11:19:
naja
ob das gejammer ankommt oder nicht haben immer noch die verbraucher zu entscheiden.also nicht direkt vom flop ausgehen, man kann auch aus dung gold machen, hab ich mal gehört.
was den herrn shhhh jetzt aber bitte nicht zum langen-gesicht-ziehen anregen soll!
weiterschrauben, online stellen, auf den großen durchburch warten, erkennen, dass der tatsächlich kam und dann mit der kohle prassen und was von "den bekloppten plattenkäufern" reden, während man den neuesten beaujolais runterkippt und diesen leckeren ziegenkäse aus südfrankreich genießt...
sportraucher entgegnete am 10. Feb, 11:31:
hab auch nur
gesagt, dass ich das beste gejammer schütteln will. obs gefällt ist eiegntlich nebensache. das hier wird persönlich. und unterkriegen lassen wir uns / ich mich schon lange nicht mehr!
miss.understood entgegnete am 10. Feb, 11:34:
*lol*
waldar entgegnete am 10. Feb, 11:34:
<rechtfertigung>jetzt seien se doch nicht so
war ja alles ganz lieb gemeint und peace und so...</rechtfertigung>
shhhh entgegnete am 10. Feb, 11:35:
Herr Waldar,
kein Ding. Ich halt mich zwar nicht für brilliant, aber zumindest noch für genügen selbstkritisch, um zu sagen ob was gut wird oder nicht. Und das Cover wird gut.
sportraucher entgegnete am 10. Feb, 11:46:
blöd
das man den tonfall so schlecht mitschreiben kann. war ja jetzt auch von mir gar net bös gemeint, gell?
waldar entgegnete am 10. Feb, 11:56:
das wäre doch mal ein fall für die geplagte dotkomm-branche.
einfach mal den tonfall-modulator einführen.
würde ich sofort kaufen, das ding.
herr gates: produktentwicklersklaven informieren, aber zackig!
shhhh entgegnete am 10. Feb, 12:19:
ich finde ja
eher, daß das ein Job für Jobs ist. Apropos dotcom: dotcomtod.com, immer wieder gern gelesen.