hätte der Tag mit Rocco Cleins Tod nicht schon schlimm genug begonnen, feiert anderenorts eine Person ihr Comeback, die ich eigentlich längst begraben hatte. Gut, daß der Spuk um 15.30 wieder vorbei ist...
Kurzer Ausraster an dieser Stelle:
AHHHHHH! AHHHH! AHHHHHHHHH!
Für alle, die nicht wissen, warum Herr Shhhh gerade ausgerastet ist, siehe: hier , respektive in Neuros Blog unter Pennywein oder Shhhh suchen. Und ja, ich weiß, daß ich scheiße bin. Danke, hinsetzen.
Kurzer Ausraster an dieser Stelle:
AHHHHHH! AHHHH! AHHHHHHHHH!
Für alle, die nicht wissen, warum Herr Shhhh gerade ausgerastet ist, siehe: hier , respektive in Neuros Blog unter Pennywein oder Shhhh suchen. Und ja, ich weiß, daß ich scheiße bin. Danke, hinsetzen.
Herr shhhh
am Montag, 2. Februar 2004, 14:00
Jede Generation hat ihr Unikat. Zumindest im Rheinland. Für meine Eltern waren das Menschen wie Millowitsch. Für mich war es Rocco Clein. Ich kannte ihn eigentlich nur aus dem Fernsehen. Wie er da im albernen Glasfahrstuhl des Viva-Sendezentrums auf und ab fuhr, und in 60er-Nachrichtensprechermanier toternst über Britney und Co. berichtete. Schon da war Rocco das sympathische Gesicht, der Sonderling, die bitterernst-ironische Ausgabe eines authentischeren Wigald Bonings. Nach und nach lernte man mehr von Rocco kennen. Sein faible für Rennsport und schrullige Gitarrenmusik. Seine privaten Seiten. Er war der erwachsenste unter den Slackern. Was ein Widerspruch war, denn Slacker - wie beispielsweise die Jungs von Tocotronic - verlieren ihr Slackerdasein im laufe des Erwachsenwerdens. Rocco hat sich das bewahrt. Er blieb dabei immer authentisch. Seine Buddy-Holly-Ästhetik gepaart mit dem 60er Jahre Schuljungenlook war nie aufgesetzt. Und Rocco hatte immer die besten Plattentipps parat. Sachen, von denen man gar nicht glaubte, daß sie es gab.
Rocco war auch derjenige, der Bands gerne protegierte und förderte, wenn sie ihm gefielen. Ein Beispiel, daß mir da immer gerne in Erinnerung bleibt ist seine Saufeskapade mit Angelika Express. Es sollte eigentlich ein Interview am frühen Vormittag sein. Doch Rocco war so angetan von den drei Herren im Anzug, daß er sich mit Ihnen besoff, und in dem Zuge beschloß, mit Ihnen auf Tour zu gehen. Der Alkohol und diese Anekdoten machten Rocco zur lebenden Legende, die jedoch im Kölner Stadtbild immer greifbar war, gar nichts legendenhaftes hatte. Man traf ihn immer irgendwie, am liebsten Alkohol konsumierend. Meistens im Blue Shell. Jedoch immer da, wo etwas los war.
Ich lernte Rocco tatsächlich im Blue Shell kennen, letzten August, nach einem Angelika Express-Konzert. Mir war schon damals bewusst, daß dieser Mann, der so harmlos aussah, ein Mann der Exzesse war. Ein Mann, der die Nacht und den Suff als beste Freunde hatte. Es war jedoch nicht so, daß man Mitleid mit ihm haben musste. Nein, man blickte stattdessen zu ihm auf, honorierte seine Trinkfestigkeit mit Bewunderung und Erzählungen. Es passte einfach zu ihm, so wie es auch zu Frank Sinatra oder Dean Martin gepasst hat. Ich kann mich erinnern, daß ich dem Troß um Rocco Clein in jener Nacht gefolgt bin, an der Eskapade teilhatte. Mitschwimmer. Ich bin mir sicher, daß er mein Gesicht sofort wieder vergessen hat, aber ich hatte einen Heidenspaß in jener Nacht, nicht zuletzt wegen und mit Rocco.
Ich kann mich erinnern, wie er dort mit herausgestrecktem Bierbauchansatz und einem Glas Kölsch in der Hand am Tresen des Sixpacks stand, und sich die Leute anschaute. Ich ging zu ihm hin, und fragte lallend: "Du bist also der Herr Viva2 Nachrichten Rocco?", und in dem Moment war mir bewusst, daß die Frage schlichtweg beschissen war. Rocco sah mich an, griff über den Tresen, und reichte mir eine Flasche Bier mit den Worten: "Nein, ich bin nur der Rocco".
Ich kann mich erinnern, daß wir noch ziemlich lange da am Tresen standen, Kölsch tranken, und uns über die Leute lustig machten. Soweit das in unserem Zustand noch ging. Ich kann mich erinnern, daß hinter Roccos unterkühlter Art eine Herzlichkeit steckte, die immer dann zum Vorschein kam, wenn man ihn nicht als DEN Rocco Clein behandelte, sondern als ganz normalen Saufkumpel. Und das tat ich an jenem Abend. Wie der Abend endete, weiß ich nicht mehr. Aber er bleibt mir immer, und gerade jetzt, wo Rocco nicht mehr da ist, in sehr guter Erinnerung.
Rocco Clein ist tot. Vielen wird das nichts bedeuten. Mir sollte es eigentlich auch egal sein, denn ich kannte diesen Mann nur für ein paar Stunden, und er kannte mich garnicht. Aber es bestürzt mich sehr, und ich fühle mich so, wie ich mich damals gefühlt habe, als die Nachricht von Lady Dianas Tod über den Äther ging.
Rocco Clein ist tot. Köln hat nach Millowitsch den zweiten großen Lebemann verloren. Und dennoch: So tragisch das ist, bin ich mir sicher, daß Rocco glücklich gestorben ist. Oder zumindest betrunken. Und ich bin mir auch sicher, daß die immerwährende Party seines viel zu kurzen Lebens oben im Himmel weitergehen wird.
Rock on, Rocco!
Edit: Auch Herr Waldar und Herr Sportraucher trauern mit
http://waldar.twoday.net/stories/135128/
http://sportraucher.twoday.net/stories/135266/
Herr shhhh
am Montag, 2. Februar 2004, 13:26
Gestern Nacht erwachte ich auf dem Boden der Tatsachen. Der Fernseher lief noch, strahlte belanglos bunte Bilder in den abgedunkelten Raum. Mir war schwindelig. Mein Herz fühlte sich an, als habe man es in ein Glas eiskaltes Mineralwasser geschmissen. Ich versuchte das Gefühl zu begreifen, aber es war zuviel, und so spürte ich, wie meine Fassung wieder zusammenbrach, und sich satt und zufrieden hin- und herwälzte.
Das Fernsehbild warf Schatten und Lichspiele an die Zimmerdecke, die ich unentwegt anblickte, aber nicht wirklich sah. Und plötzlich schien die Decke sich zu verflüssigen. Sie floß zur Seite und öffnete sich in wellenartigen Bewegungen. Ich kniff verängstigt meine Augen zusammen, verkrampfte mich, dort und unten auf dem Fußboden, und blickte völlig beduselt in gleißendes Licht und rosa Wölkchen, die sich hinter der Zimmerdecke offenbarten. Und ich sah Gott.
Gott sah aus wie Cheech von Cheech & Chong. Er trug einen bunten Sombrero, hatte einen wirklich überdimensionalen Oberlippenbart, der mit Glitzerstaub bedeckt war. Sein Gesicht war sonnengebräunt, fettig und faltig, so als hätte er zuviele Tacos gegessen. Und er machte einen stark bekifften Eindruck auf mich. Und Gott sprach mit donnernder, schlecht synchronisierter Stimme und gezwungen lustigem, mexikanischen Akzent:
"Senior Chhhh!"
"Ja, was denn?"
Mit Donner und Blitz: "Herr Chhhh!"
"Jaaaaahaaaa, WAS WILLST DU DENN?"
"Senior Chhhh, woohranne glauben Du?"
"Wie?"
Fast schon hysterisch: "Senior Shhhh, worranne glauben Du?"
"Ähhhh, ich glaube nicht, daß ich Dir das erzählen muß!"
"Senior Chhhh, Du sagen woran glauben, oderrr ich Dir vawandeln in Taco-Chilli-Dip wo verkauft wird in Kino!"
Entnervt: "Hmmm, ich glaube an die Liebe. Glaube ich."
"Sag weiter!"
"Wie, sag weiter!?!"
"Sag weiter woran glauben, ODER TACOSOSSE!!!", donnerte es in schlechtem Deutsch von der Decke herab.
"Ja, is ja GUUUUT getz. Ich sach ja schon. Bevor Du Soße aus mir machst! Ich glaube an Zufälle, ich glaube an die Liebe, ich glaube daran, daß das Leben unfair und fair zugleich sein kann. Ich glaube an Freundschaft, ich glaube daran, daß mein Umfeld dem Wahnsinn verfällt, ich glaube an Fortuna Düsseldorf, ich glaube an die Kinokritiken von Frau Gröner, ich glaube an das chaotisch-geordnete Leben der miss, ich glaube daran, daß der Herr Sportraucher dieses Jahr noch glücklich wird, und die Ideenjongleurin auch, ich glaube daran, daß Herr Waldar Vizepräsident von 1Live wird, ich glaube daran, daß Hamster vom aussterben bedroht sind, und ich glaube an die Liebe, besonders an die neue Liebe, aber das sagte ich bereits. Gut so???"
Mit sanfter Stimme, die plötzlich von einer Merengue-Version von Chet Bakers "Angel Eyes" untermalt wurde: "Senior Chhhh, wenn Du an Liebe glauben, an neue Liebe, warum Du liegen am Boden?"
"Ähhhh, tja, Kumpel,weil ich hier eingeschlafen bin? Weil ich geplättet bin? Ich weiß es nicht."
"Senior Chhhh, ich spräcken zu Dir, damit Du wissen, daß Du nichte liegen bleiben dürfen. Du musse aufsteh und beste draus macken. Comprende?"
"Cheech, nee, Gott, was auch immer, daß weiß ich selbst, und das mache ich gerade. Aber laß mich erstmal noch ein bißschen hier liegen. Ich muß erst durchatmen und bergreifen und so."
"Nada, Chhhh, Du stehen auf un geh Bett, oder ich machen eine von diese mexikanische Geburtstagspapieresel aus Dich, wo kleine Chicos und Chicas mit Knuppel draufhauen, und dann Du platzen und statt Bonbons kleine Hamster aus Dir herausfalle..."
"Oh nee, Gott, dann geh ich jetzt wirklich mal lieber ins Bett. Aber darf ich vorher noch was sagen?"
"Si!"
"Du siehst total albern aus mit dem Hut. Und Dein Timing ist auch bescheiden."
"Senior Chhhh, meine Hut isse meine Sache, und den Timing iste besser als Du glaubst. Darum ich auch fragen was Du glaubst."
"Hmmm, ja dann. Gute nacht. Oder Buenas noche. Schlaf joot!"
Ich ging ins Schlafzimmer, legte mich ins Bett. Nicht so, wie man sich ins Bett legen würde, wenn man müde ist und sich in eine Decke einkuscheln will, sondern eher James Dean-mässig lässig, mit einem aus dem Bett heraushängenden Bein, das in eine Levis 501 gekleidet war, die ich nie besaß, weil mein Hintern früher zu dick für sowas war. Chet Baker spielte immer noch "Angel Eyes". Ich schlief ein, träumte, und wachte nie wieder auf.
Das Fernsehbild warf Schatten und Lichspiele an die Zimmerdecke, die ich unentwegt anblickte, aber nicht wirklich sah. Und plötzlich schien die Decke sich zu verflüssigen. Sie floß zur Seite und öffnete sich in wellenartigen Bewegungen. Ich kniff verängstigt meine Augen zusammen, verkrampfte mich, dort und unten auf dem Fußboden, und blickte völlig beduselt in gleißendes Licht und rosa Wölkchen, die sich hinter der Zimmerdecke offenbarten. Und ich sah Gott.
Gott sah aus wie Cheech von Cheech & Chong. Er trug einen bunten Sombrero, hatte einen wirklich überdimensionalen Oberlippenbart, der mit Glitzerstaub bedeckt war. Sein Gesicht war sonnengebräunt, fettig und faltig, so als hätte er zuviele Tacos gegessen. Und er machte einen stark bekifften Eindruck auf mich. Und Gott sprach mit donnernder, schlecht synchronisierter Stimme und gezwungen lustigem, mexikanischen Akzent:
"Senior Chhhh!"
"Ja, was denn?"
Mit Donner und Blitz: "Herr Chhhh!"
"Jaaaaahaaaa, WAS WILLST DU DENN?"
"Senior Chhhh, woohranne glauben Du?"
"Wie?"
Fast schon hysterisch: "Senior Shhhh, worranne glauben Du?"
"Ähhhh, ich glaube nicht, daß ich Dir das erzählen muß!"
"Senior Chhhh, Du sagen woran glauben, oderrr ich Dir vawandeln in Taco-Chilli-Dip wo verkauft wird in Kino!"
Entnervt: "Hmmm, ich glaube an die Liebe. Glaube ich."
"Sag weiter!"
"Wie, sag weiter!?!"
"Sag weiter woran glauben, ODER TACOSOSSE!!!", donnerte es in schlechtem Deutsch von der Decke herab.
"Ja, is ja GUUUUT getz. Ich sach ja schon. Bevor Du Soße aus mir machst! Ich glaube an Zufälle, ich glaube an die Liebe, ich glaube daran, daß das Leben unfair und fair zugleich sein kann. Ich glaube an Freundschaft, ich glaube daran, daß mein Umfeld dem Wahnsinn verfällt, ich glaube an Fortuna Düsseldorf, ich glaube an die Kinokritiken von Frau Gröner, ich glaube an das chaotisch-geordnete Leben der miss, ich glaube daran, daß der Herr Sportraucher dieses Jahr noch glücklich wird, und die Ideenjongleurin auch, ich glaube daran, daß Herr Waldar Vizepräsident von 1Live wird, ich glaube daran, daß Hamster vom aussterben bedroht sind, und ich glaube an die Liebe, besonders an die neue Liebe, aber das sagte ich bereits. Gut so???"
Mit sanfter Stimme, die plötzlich von einer Merengue-Version von Chet Bakers "Angel Eyes" untermalt wurde: "Senior Chhhh, wenn Du an Liebe glauben, an neue Liebe, warum Du liegen am Boden?"
"Ähhhh, tja, Kumpel,weil ich hier eingeschlafen bin? Weil ich geplättet bin? Ich weiß es nicht."
"Senior Chhhh, ich spräcken zu Dir, damit Du wissen, daß Du nichte liegen bleiben dürfen. Du musse aufsteh und beste draus macken. Comprende?"
"Cheech, nee, Gott, was auch immer, daß weiß ich selbst, und das mache ich gerade. Aber laß mich erstmal noch ein bißschen hier liegen. Ich muß erst durchatmen und bergreifen und so."
"Nada, Chhhh, Du stehen auf un geh Bett, oder ich machen eine von diese mexikanische Geburtstagspapieresel aus Dich, wo kleine Chicos und Chicas mit Knuppel draufhauen, und dann Du platzen und statt Bonbons kleine Hamster aus Dir herausfalle..."
"Oh nee, Gott, dann geh ich jetzt wirklich mal lieber ins Bett. Aber darf ich vorher noch was sagen?"
"Si!"
"Du siehst total albern aus mit dem Hut. Und Dein Timing ist auch bescheiden."
"Senior Chhhh, meine Hut isse meine Sache, und den Timing iste besser als Du glaubst. Darum ich auch fragen was Du glaubst."
"Hmmm, ja dann. Gute nacht. Oder Buenas noche. Schlaf joot!"
Ich ging ins Schlafzimmer, legte mich ins Bett. Nicht so, wie man sich ins Bett legen würde, wenn man müde ist und sich in eine Decke einkuscheln will, sondern eher James Dean-mässig lässig, mit einem aus dem Bett heraushängenden Bein, das in eine Levis 501 gekleidet war, die ich nie besaß, weil mein Hintern früher zu dick für sowas war. Chet Baker spielte immer noch "Angel Eyes". Ich schlief ein, träumte, und wachte nie wieder auf.
Herr shhhh
am Montag, 2. Februar 2004, 12:53