das hier wirst Du am besten da los.

Die neuen deutschen Popliteraturverfilmungen, da hab ich so meine Probleme mit. Die Bücher sind mir so manches mal schon ein kleines Graus, aber wenn dann plötzlich Verfilmungen zu Soloalbum und Herr Lehmann auftauchen, macht mein Kopf zu. Will ich nicht sehen. Muß ich nicht haben. Hat eh kaum was mit der Vorlage zu tun.

Letztlich komm ich aber doch nicht umhin, mir solche Sachen auch mal anzuschauen. Einfach nur, um meine Meinung ob der Grottigkeit dieser Machwerke abrunden zu können. Und so wagte ich mich in der Videothek meines Vetrauens beherzten Griffes an den absoluten Abgrund neuen deutschen Populärfilmertums: VERSCHWENDE deine JUGEND.

Das Buch: Hab ich verschlungen. Als Düsseldorfer, der das ein oder andere mal den Ratinger Hof von innen gesehen hat, vielmehr auch dort schon sturzbetrunken am Tresen langgekrochen ist, war es natürlich Pflicht, diesen Dokuroman zu lesen. Und natürlich spielt da auch im Zuge der neuen, neuen, neuen Deutschen Welle das musikalische Interesse eine Rolle. Und die Anekdötchen waren auch nicht zu verachten - wer weiß schon, daß die Düsseldorfer Szene um Hein und Campino und Engler (nicht der Pur-Engler, sondern der Krupps-Engler!) damals beschloß, die Herren Kraftwerk nach einem ihrer Konzerte zu vermöbeln? Whatever. Das Buch ist Klasse, weil dokumentarisch und in dieser ganzen Retrokacke irgendwie Aufschlußreich.

Aber der Film? Um Himmelswillen! Dieser Stadelober als Frontmann Vince (ich hab immer Witz verstanden), dann die Viva-Schwarz oder wie die heißt als Bassistin und dieser zu klein geratene Nuschel-Edward Norton auf Helium als Manager. Hatte bis auf die kurze DAF-Einblende im Intro absolut gar nichts mit dem Buch zu tun. Retrofeeling? Nö. Null. Die Musik dieser Band Apollo Schwabing, um die es da ging, war reichlich bescheuert, und der ganze Film wirkte eher wie etwas, daß man damals im ZDF-Ferienprogramm hätte senden können. Als pseudomoralischen Aufklärungsunterricht über Aufrichtigkeit und Glaube. Der Film war so schlecht, daß ich schon garnicht mehr genau weiß, worum es ging.

Dennoch blieb mir eine Sache hängen: DAF. Da hat also einer der findigen Caster diese Films ein paar Vorstadt-Dandys zusammengecastet, die aussahen wie Delgado und Görl. Und die beiden Protagonisten sahen den Originalen gar nicht mal unähnlich. Besonders Schmunzeln mußte ich über den Typen, der Gabi D. gespielt hat. Ich hatte anläßlich der letzten DAF-Platte mal ein Telefoninterview mit Herrn Delgado. Herr Delgado ist ein Mensch der sich selbst gerne reden hört. Manchmal kommen sogar kluge Sachen dabei raus. Hängengeblieben ist mir sein Aphorismus: "Das einzige, was die Jugend heute noch bewegt, ist der Samstag!" Fand ich weise, irgendwie, aber ich hab ihm nicht ganz abgenommen, daß der Satz wirklich von ihm war. Dennoch, Delgado hat diese komische Macke, immer ein "Ja?" an das Satzende zu hängen. Als wolle er sich doppelt und dreifach versichern, daß man das Gesagte auch wirklich wirklich wirklich verstanden hat. Sogesehen lautete der Aphorismus dann auch "Das einzige, was die Jugend heute noch bewegt, ist der Samstag! Ja?" In dem Telefoninterview hab ich ihn glaube ich 834 mal "Ja?" fragen hören. Der gecastete Delgado aus diesem Unsinnsfilm war so gut gecastet, oder zumindest so gut auf seine Rolle vorbereitet, daß auch er ständig alles mit "Ja?" quittierte. Und das brachte mich irgendwie zum Lachen. Ja? Dagegen war das, was einem als Robert Görl verkauft wurde, einfach nur ein auf Ähnlichkeit getrimmter Versuch. Görl ist ruhig, sieht aber nicht ständig so aus, als wolle er einem den Kopf abreissen. Der Film-Görl schon.

daf

Robert, wir sehen gut aus. Ja?

However, ich plädiere dafür, einen DAF-Film zu drehen, der "Ja?" heißt, und diese beiden Nasen in der Hauptrolle hat. Die Handlung kann meinetwegen völlig fiktiv sein, oder ein Remake von "Soloalbum" oder was auch immer. Hauptsache ich darf noch mal diesen bekloppten Spanier in schwarzer Herrenunterwäsche tuntig durch's Bild hüpfen sehen. Ja?

 

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